Medizin
Wie Schlafmangel der Gesundheit schadet
Dienstag, 26. Februar 2013
Guildford – Schon eine Woche Schlafmangel stört die Innere Uhr und verändert in den menschlichen Zellen die Aktivität von hunderten von Genen. Die Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS 2013; doi: 10.1073/pnas.1217154110) liefert Erklärungsansätze für die negativen Auswirkungen des Schlafmangels auf die Gesundheit.
Verschiedene epidemiologische Studien haben gezeigt, dass ein Schlafmangel (bei Erwachsenen in der Regel weniger als 6 Stunden in der Nacht) nicht nur die Aufmerksamkeit herabsetzt und kognitive Fähigkeiten beeinträchtigt. Schlafmangel begünstigt auch Adipositas und Typ 2-Diabetes, er wurde in einigen Studien sogar mit einer erhöhten Sterblichkeit in Verbindung gebracht. Welche physiologischen und endokrinen Störungen hierfür verantwortlich sind, wird derzeit aber erst in Ansätzen verstanden.
Das Team um Derk-Jan Dijk von der University von Surrey in Guildford hat deshalb die Auswirkungen eines einwöchigen relativen Schlafmangels auf die Aktivität von Genen in Blutzellen untersucht. Für die Studie wurde die Bettzeiten von 26 gesunden Probanden auf 6 Stunden (5,7 Stunden Schlaf) verkürzt.
Während einer Kontrollzeit sollten sie mindesten zehn Stunden pro Nacht im Bett verbringen (sie schliefen im Durchschnitt 8,5 Stunden). Die fehlenden 2 bis 3 Stunden Schlaf in der Nacht hatten am Ende der Woche den nächtlichen Melatonin-Gipfels verschoben, ein klarer Zeichen für eine Störung der Inneren Uhr. In den psychometrischen Tests waren die Teilnehmer nicht ausgeschlafen und in ihrer Vigilanz vermindert.
Die Auswirkungen auf das Transkriptom, also die Gesamtheit aller in den Zellen aktivierten Gene, waren profund: Dijk und Mitarbeiter registrierten Veränderungen bei 711 Genen. Die Zahl der Gene, die tageszeitlichen Schwankungen unterliegen, war von 1.855 auf 1.481 vermindert. Unter den Genen mit einer veränderten Aktivität waren solche, die den zirkadianen Rhythmus regeln und die Schlafhomöostase beeinflussen.
Auch der oxidative Stress und Stoffwechselwege leiden unter dem Schlafmangel. Zu den betroffenen biologischen Prozessen gehörten auch Entzündungs- und Immunreaktionen, denen allgemein ein Einfluss auf die Entstehung chronischer Erkrankungen wie Typ 2-Diabetes mellitus und Gefäßkrankheiten zugeschrieben werden. Wie genau der Schlafmangel in die Pathogenese der Erkrankungen eingreift, können die Forscher allerdings nicht zeigen.
Die Erkenntnisse bleiben hier auf einer allgemeinen und abstrakten Ebene, die derzeit keine therapeutischen Ansätze erkennen lassen – außer dem allgemeinen Ratschlag, die Bedeutung des Schlafes auf die Gesundheit nicht zu unterschätzen und dem Körper jede Nacht eine ausreichende Ruhephasen zu gönnen.
© rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

Kommentare
Die Kommentarfunktion steht zur Zeit nicht zur Verfügung.