Vermischtes
2.000 Kinder jährlich mit fetalem Alkoholsyndrom
Dienstag, 26. Februar 2013
Berlin – Die an der Präventionsinitiative zum Verzicht von Alkohol in Schwangerschaft und Stillzeit beteiligten Kooperationspartner ziehen eine positive Bilanz. „Seit Beginn der Initiative im Jahr 2009 konnten bis Ende vergangenen Jahres mehr als 1,4 Millionen Informationsbroschüren an Hebammen, Schwangerschaftsberatungsstellen und direkt an Gynäkologen verteilt werden“, sagte heute in Berlin Angelika Wiesgen-Pick, die Geschäftsführerin des Bundesverbandes der Deutschen Spirituosen-Industrie und –Importeure, auf den die Initiative zurückgeht.
Darüber hinaus seien seit Mai 2012 etwa 80.000 Faltblätter von den Ärztinnen der „Ärztlichen Gesellschaft zur Gesundheitsförderung der Frau“ (ÄGGF) im Rahmen schulischer Sexualkunde an Mädchen und junge Frauen verteilt worden.
Das fetale Alkoholsyndrom (FAS) ist die häufigste Schädigung, die bei Neugeborenen auftritt. Von 330 Kindern sei in Deutschland eines davon betroffen, sagte Reinhold Feldmann von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Universitätsklinikums Münster, der die Informationsbroschüre wissenschaftlich begleitet hat. Damit trete FAS weit häufiger auf als zum Beispiel das Down-Syndrom. Insgesamt würden in Deutschland pro Jahr etwa 2.000 Kinder mit einem FAS-Vollbild geboren. Noch dreimal mehr Kinder seien ebenfalls betroffen, auch wenn kein FAS-Vollbild ausgebildet sei.
Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Mechthild Dyckmans, zitierte eine aktuelle Studie der Universität Köln, der zufolge viele Schwangere die Gefahr durch Alkohol nach wie vor unterschätzten. Das gelegentliche Glas Sekt oder Wein werde der Studie zufolge von den Frauen offensichtlich nicht als Alkohol wahrgenommen – bei 90 der untersuchten Schwangeren sei Alkohol im Urin nachgewiesen worden. „Das Thema Alkoholverbot in der Schwangerschaft bedarf also weiterhin der Aufklärung“, so Dyckmans.
Die ÄGGF erreiche mit ihrem Präventionsangebot pro Jahr etwa 125.000 Mädchen, sagte die Ehrenvorsitzende der Gesellschaft, Gisela Gille. „Unsere Ärztinnen gehen im Rahmen des Sexualunterrichts in die Klassen und geben den Mädchen die Möglichkeit, im geschützten Rahmen ihre Fragen zu stellen“, erklärte Gille. Dabei sprächen sie auch das Thema Alkohol in der Schwangerschaft an.
Eine Evaluation zu dem in diesem Zusammenhang verteilten Faltblatt habe ergeben, dass für 91 Prozent der befragten Mädchen Gesundheit bei einem eigenen Kind das wichtigste wäre. Knapp ein Drittel der Mädchen hätten jedoch noch nie davon gehört, dass man während der Schwangerschaft überhaupt keinen Alkohol trinken dürfe.
Seit 2012 ist auch der Berufsverband der Frauenärzte Kooperationspartner der Präventionsinitiative. „Wir begrüßen die umfassende Vernetzung innerhalb dieser Initiative“, sagte dessen Präsident, Christian Albring. Über die Verteilung des Informationsmaterials an schwangere Frauen sowie über die Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „Frauenarzt“ hätten viele Mädchen und Frauen erreicht werden können.
Eigentlich sei es selbstverständlich, dass Ärzte Bescheid wissen, sagte Albring. Aber viele Erkenntnisse über das fetale Alkoholsyndrom seien noch nicht so alt, dass alle Ärzte sie während ihres Studiums gelernt hätten. „Deshalb ist es wichtig, die Kollegen immer wieder über FAS zu informieren“, so Albring. © fos/aerzteblatt.de

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