Medizin
Ondansetron: Kein Hinweis auf fetale Schäden
Donnerstag, 28. Februar 2013
Kopenhagen – Die Verordnung von Ondansetron zur Behandlung des Schwangerschaftserbrechens blieb in Dänemark bisher ohne negative Folgen für die fetale Gesundheit. Dies ergab jetzt eine retrospektive Datenbankanalyse im New England Journal of Medicine (2013; 368: 814-823).
Die Emesis gravidarum, an der mehr als die Hälfte aller Schwangeren leiden, bedarf in der Regel keiner medikamentösen Therapie. Die Indikation sollte vor allem in den ersten 12 Wochen zurückhaltend gestellt werden, da das Risiko von teratogenen Schäden in der Embryonalphase am höchsten ist.
Zu den am häufigsten eingesetzten Medikamenten gehört Ondansetron, das in den USA bereits 3 Prozent aller Schwangeren verordnet wird. Obwohl tierexperimentelle Studien keinerlei Hinweise auf eine teratogene Wirkung ergeben haben, raten die Fachinformationen von der Verordnungen ab. Der Schock, den die Contergan-Affäre Anfang der 1960er Jahre ausgelöst hat, wirkt hier noch nach. Thalidomid war damals ebenfalls zur Behandlung des Schwangerschaftserbrechens eingesetzt worden, mit den bekannten Folgen.
Die jetzt von Björn Pasternak von Statens Serum Institut in Kopenhagen vorgestellten Daten liefern allerdings keine Hinweise auf ein Sicherheitsrisiko von Ondansetron. Der Epidemiologe konnte die Daten von mehr als 600.000 Frauen auswerten, die im Zeitraum 2004 bis 2011 in Dänemark als schwanger registriert waren. Darunter waren 1.849 Frauen, denen zwischen der 7 und 22. Schwangerschaftswoche Ondansetron verordnet worden war. Die Rate von Fehlgeburten war in dieser Gruppe mit 1,1 Prozent sogar niedriger als in einer Vergleichsgruppe von nicht-exponierten Schwangeren, von denen 3,7 Prozent ihr Kind verloren (Hazard Ratio HR 0,49; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,27-0,91).
Auch in der besonders kritischen Phase der Embryonalentwicklung zwischen der 13. und 22. Woche kam es unter den Ondansetron-Anwenderinnen zu weniger Spontanaborten (1,0 versus 2,1 Prozent; HR 0,60; 0,29-1,21). Die Rate von Totgeburten (0,3 versus 0,4 Prozent) und von schweren Fehlbildungen (2,9 versus 2,9 Prozent), von Frühgeburten (6,2 und 5,2 Prozent) und von Kindern mit niedrigem Geburtsgewicht (absolut oder im Verhältnis zum Gestationsalter) war ebenfalls nicht erhöht.
Obwohl die Ergebnisse ein potenzielles Risiko nicht endgültig ausschließen können, dürften sie doch das Vertrauen in das Anfang der 1990er Jahren eingeführte Medikament erhöhen, schreibt Pasternak.
© rme/aerzteblatt.de

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