Medizin
Kleine Operationen oft schmerzhafter als gedacht
Montag, 4. März 2013
Jena – Eine Auswertung des sogenannten Akutschmerzregisters mit mehr als 50.000 Patientendaten aus 105 deutschen Krankenhäusern hat die Ärzte der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Uniklinikums Jena (UKJ) überrascht: Während einige der großen Eingriffe wie Lungen-, Magen- oder Prostataoperationen erstaunlich wenig Schmerzen nach sich ziehen, sind Blinddarmoperationen oder Mandelentfernungen und andere kleine Operationen offenbar ausgesprochen schmerzhaft. Die Jenaer koordinieren das Akutschmerzprojekt namens QUIPS, ihre Ergebnisse sind jetzt im Fachblatt Anesthesiology erschienen (doi 10.1097/ALN.0b013e31828866b3).
Das Register enthält 260.000 Daten von Patientenbefragungen aus mehr als 160 deutschsprachigen Kliniken. Für die Analyse wurden 100.000 Fälle einbezogen, nach Einteilung in 179 verschiedene Operationen mit mindestens 20 Patienten blieben 50.500 Fälle für die Auswertung übrig.
„Die Daten spiegeln den deutschen Klinikalltag an 105 Krankenhäusern wider und zeigen, wie erfolgreich eine intensive Schmerztherapie sein kann, wenn moderne Schmerztherapieverfahren angewandt werden“, erläutern die beiden Hauptautoren der Studie, die Anästhesisten Hans Gerbershagen aus Utrecht und Winfried Meißner aus Jena, die mit weiteren Mitarbeitern aus Köln und den Niederlanden die Daten analysiert haben.
Warum sind einige kleine Eingriffe so schmerzhaft? Bei einigen Operationen spielt möglicherweise eine Rolle, dass sie mit ausgeprägten Entzündungen einhergehen, wie dies zum Beispiel bei Blinddarm- und Mandelentfernungen der Fall ist. Bei anderen Operationen werden immer noch nicht die in Leitlinien empfohlenen Methoden angewandt.
Die Autoren betonen aber auch die positiven Nachrichten: „Viele große Lungen-, Darm- oder Prostataoperationen befinden sich in der unteren Hälfte des Schmerzrankings – auffällig ist, dass sich hier lokale Schmerztherapieverfahren zusätzlich zur Narkose seit langem durchgesetzt haben.“
Die Wissenschaftler empfehlen den Patienten, sich vor einer planbaren Operation genau zu erkundigen, ob eine Klinik einen Akutschmerzdienst und lokale Schmerztherapieverfahren anbiete und ob die Operation in minimalinvasiver Technik durchführbar sei. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema
