Ärzteschaft
Weltfrauentag: Zielmarke 40 Prozent
Freitag, 8. März 2013
Köln –„Es ist Zeit etwas zu verändern! Wir fordern, dass mindestens 40 Prozent der Führungspositionen in der Medizin bis 2018 mit Frauen besetzt werden und zwar auf allen Hierarchiestufen.“ So fasst die Initiative „Pro Quote Medizin“ ihre Forderung auf der gleichnamigen Website zusammen. Was sich dafür im Gesundheitswesen ändern muss, erläutert eine der Initiatorinnen Prof. Dr. med. Gabriele Kaczmarczyk, Berlin, gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt.
5 Fragen an Gabriele Kaczmarczyk, Charité Berlin
DÄ: Die Medizin werde weiblich, heißt es oft. Gilt das nicht auch für die Führungsebenen?
Kaczmarczyk: Leider nein. Nur rund sechs Prozent der Lehrstühle an den medizinischen Fakultäten sind mit Frauen besetzt, und das seit Jahren. Zwar wird mancherorts berichtet, Frauen besetzten an den Universitätskliniken ein Fünftel der Führungspositionen, aber diese Zahl kommt nur zustande, wenn man die W2- und die Juniorprofessorinnen einrechnet. Ein besonderer Skandal ist übrigens, dass es bei 36 Medizinfakultäten nur zwei Ordinaria für Frauenheilkunde gibt. Dass die Medizin weiblich wird, gilt im Augenblick nur für Medizinstudierende und für die Weiterbildung – 62 Prozent der Studierenden sind Frauen.
DÄ: Wie kommen Sie auf die Forderung von 40 Prozent? Warum nicht 30 oder 50?
Kaczmarczyk: Ich habe in Seminaren, Schulungen und Coachings viel mit jungen Ärztinnen zu tun. 40 Prozent erschien uns das Potenzial zu sein, dass Ärztinnen im Augenblick für Führungspositionen einbringen können. Dafür muss sich aber manches im Medizinsystem ändern.
DÄ: Wo sind Reformen nötig?
Kaczmarczyk: Ich nenne nur einige Beispiele. Da sind zunächst die Arbeitszeitmodelle. Wir brauchen nicht nur das Job- sondern ein „Top-Sharing“. Das ist ganz wichtig. Führungspositionen kämen für Frauen viel eher infrage, wenn sie sich mit einer Familie und Privatleben besser vereinbaren ließen. Nicht in jedem Bereich ist es natürlich möglich, nur halbtags zu arbeiten. Aber im wöchentlichen oder monatlichen Wechsel, das wäre durchaus häufig denkbar. Hier braucht es mehr Mut und Kreativität.
Ein weiteres Problem ist die mangelnde Wertschätzung guter klinischer Arbeit. Für die Karriere zählen oft nur die gesammelten Impact Factors. Das liefert ein Zerrbild und benachteiligt in der augenblicklichen Situation offenbar Frauen eher als Männer.
DÄ: Was sagen Sie jungen Ärztinnen?
Kaczmarczyk: Kämpft! Wer nicht kämpft, hat schon verloren. Die Zeit ist reif für Veränderungen. Erfolge werden in Zukunft eher möglich sein als bisher.
DÄ: Und was erwarten Sie von Ärztinnen, die schon jetzt Führungspositionen erreicht haben?
Kaczmarczyk: Mehr! Ich erwarte mehr Engagement bei der Frauenförderung von ihnen, als viele im Augenblick leisten. „Ich hatte es schwer und ihr sollt es auch schwer haben“ – das ist der ganz falsche Ansatz. Die vielen Unterstützerinnen auf unserer Website Pro Quote Medizin machen mir aber Mut: Es gibt einen Aufbruch! © hil/aerzteblatt.de

Quotenlösungen sind dumm
Zudem zeigt die Antwort auf die Frage nach der Begründung der 40 Prozent nicht sehr viel Tiefsicht. Man müsste dann schon etwas genauer eruieren, a) wieviele Jahre es dauert, bis jemand in der Medizin die geeigneten Qualifikationen und Erfahrungen für eine Führungsposition erwerben kann (sagen wir einmal 25), b) wie die Geschlechterverteilung unter den Medizin-Studienanfängern vor eben dieser Anzahl von 25 Jahren war c) wie hoch die "Ausfallquote" beider Geschlechter während dieser 25 Jahre war und d) wie sich diese auf die einzelnen Fachgebiete verteilen (es gibt da nämlich eine große Heterogenität).
Es ist natürlich richtig, dass während 20 bis 30 Jahren im Verlauf ihrer Karriere mehr Frauen als Männer einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, ihren Beruf wechseln oder ganz aufgeben und dann weniger Frauen auf den oberen Ebenen zu finden sind als Männer. Dies mag biologische oder gesellschaftliche Ursachen haben. Die biologischen kann man nicht ändern, an den gesellschaftlichen kann man arbeiten. Aber mit Quotenvorderungen löst man die Ursachen nicht, sondern man stößt ansonsten umdenkungswillige nur vor den Kopf und bestätigt plumpe "Emanzen" - Vorurteile. Nicht sehr hilfreich für die Lösung eines vielschichtigen Problems!

Quote auch für Männer.
Dass Männer (in vielen Branchen) mehr Führungspositionen innehaben, mag stimmen. Ich weiß jedoch aus dem eigenen Umfeld z.B. zwei Betriebe (einer davon ist eine Einrichtung im öffentlichen Dienst, der andere eine private Firma im Bereich Zeitarbeit), wo Männer durch weibliche Führungskräfte (meherer Ebenen) grundsätzlich und "gnadenlos klein gehalten" werden. Männer haben dort so gut wie keine Chance auf eine Beförderung und verlassen darum den Betrieb nach einiger Zeit meist wieder. Und das Ganze geht seit vielen Jahren so.
Ich sage: Wenn eine Frauenquote von z.B. 40 % ein Ziel sein soll, dann bitte nur, wenn es gleichzeitig auch eine Männerquote in gleicher Höhe gibt. Alles andere ist ein ungrechte Bevorzugung.
Viele Grüße
S.

jeder denkende Mensch (auch Mann) muß pro Quote sein!
es kann doch niemand an der Tatsache vorbei, daß die medizinischen Führungspositionen in Deutschland zu mehr als 90% von Männern besetzt sind. Wer jetzt ernsthaft glaubt, darin spiegele sich eine chromosomal ableitbare bessere Eignung der Männer für die Medizin, braucht nicht weiterzulesen.
Alle anderen werden der Logik der Statistik folgen können, daß wir uns den Luxus erlauben, daß 90 von 100 Führungspositionen von Männern eingenommen werden, und daß von diesen 90 im statistischen Mittel wohl etwa 40 die Plätze einnehmen, die eigentlich Frauen zustehen würden. Gäbe es nämlich eine Parität der Geschlechter, und würden die Führungspoitionen nach Qualifikation vergeben, dann wären doch wohl +/- 50% Frauen auf den Chefarztpositionen, genauso wie +/- 50% Männer übrigens.
Wir verzichten auf 40% der besten Ärztinnen, solange wir diese Plätze an Männer vergeben lassen.
Wir, das ist der gesamte Medizinbetrieb, und der Verzicht betrifft Männer wie Frauen in weißen Kitteln gleichermaßen. Wo bleibt denn unser sonst so gepflegtes Elite-Image, wenn wir es in der entscheidenden Frage des Geschlechts von uns weisen?
Faschismus? Menschenverachtung? Unsagbare Dummheit?
Nee, Ihr Kollegen, es sind genau diese Schlagworte und Phrasen, die "aufs Schärfste bekämpft" werden müssen. Genau diese Propaganda-Terminologie ist es, die den Fortschritt behindert, aber nicht die Quote. Ich bitte ganz einfach darum, mal nicht mit dem Schwanz zu denken ( ... und bitte gleichzeitig darum, mir diesen letzten Satz als Scherz in einem ansonsten keineswegs witzigen Zusammenhang nachzusehen! ).
Dr.Karlheinz Bayer, Bad Peterstal

Gebt Männerrassisten keine Chance
Das diese anmassende Quotenforderungen aus der Berliner Ecke der Genderanhänger kommt wahr ja klar. Alle, die diesen gefährlichen Schwachsinn unterstützen haben sich damit als machtgierige Neider disqualifiziert, die ihren männlichen Kollegen kollektiven Sexismus und schlechtere Qualifikation unterstellen, da die Männer ja angeblich nur so viele Führungspositionen innehaben weil sie kumpeln und besser qualifizierten Frauen keine Chance geben. Das ist so infam, unfassbar dumm und unkollegial dass es weh tut. Meinem Vorredner stimme ich vollkommen zu, es ist menschenverachtend und muss aufs schärfste bekämpft werden.

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