Ausland
Das englische Gesundheitssystem schneidet schlecht ab
Dienstag, 12. März 2013
Washington/London – Schlechte Noten hat ein Wissenschaftlerteam aus den Vereinigten Staaten und Großbritannien dem englischen Gesundheitswesen in einem Lancet-Artikel erteilt (doi 10.1016/S0140-6736(13)60188-9). Seit Erscheinen des Beitrags Anfang März diskutieren englische Medien die Schlussfolgerungen der Forscher um Christopher Murray vom Institute for Health Metrics and Evaluation der University of Washington, USA.
Die Arbeitsgruppe wertete Daten der Global Burden of Diseases, Injuries, and Risk Factors Study aus. Im Fokus stand dabei die Entwicklung zwischen 1990 und 2010 in Großbritannien und 18 weiteren Ländern, nämlich Australien, Kanada, Norwegen, den USA und 14 Staaten der Europäischen Union, unter ihnen Deutschland.
Was Sterblichkeit und Behinderung betrifft, hat die allgemeine Gesundheit in Großbritannien sich in absoluten Zahlen von 1990 bis 2010 verbessert. Die Lebenserwartung stieg in diesem Zeitraum um 4,2 Jahre. Allerdings waren die Zahlen für altersspezifische Todesraten und Lebenserwartung in Großbritannien 1990 offenbar erheblich schlechter als in den Ländern, die verglichen wurden.
Zudem hat sich die relative Position Großbritanniens unter diesen Ländern in den 20 Jahren bis 2010 verschlechtert. Obwohl die altersspezifische Sterblichkeit in den meisten Altersgruppen zurückging, hat sich für Männer im Alter von 30 bis 34 Jahre die Sterblichkeitsrate kaum geändert. Was verfrühte Sterblichkeit angeht, fallen sich verschlechternde Zahlen bei Männern und Frauen von 20 bis 54 Jahren auf. In allen Altersgruppen stieg der von Alzheimer, Zirrhose, und durch Drogensucht bedingte Anteil an der verfrühten Sterblichkeit (premature mortality).
Im Vergleich zu den anderen betrachteten Ländern gab es 2010 in Großbritannien weniger verlorene Lebensjahre (age standardised years of life lost, YLL), durch Verkehrsunfälle, Diabetes, Leberkrebs und chronische Nierenerkrankungen, aber höhere Raten für ischämische Herzerkrankungen, chronisch obstruktive Lungenerkrankungen, Infektionen der unteren Atemwege, Brustkrebs, andere kardiovaskuläre Erkrankungen, Speiseröhrenkrebs, frühzeitige Geburtskomplikationen, angeborene Anomalien und Aortenaneurismen.
Der Hauptrisikofaktor in Großbritannien 2010 war Tabak, gefolgt von erhöhtem Blutdruck und zu hohem Body-Mass Index. „Was die verfrühte Sterblichkeit (premature mortality) betrifft, sind die Zahlen für Großbritannien dauerhaft und signifikant schlechter als der Durchschnitt der Vergleichsländer“, konstatieren die Autoren und fordern eine „concerted action“. © hil/aerzteblatt.de

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