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Politik

Alkoholkonsum stagniert, Zahl der Raucher bleibt rückläufig

Mittwoch, 3. April 2013

dpa

Berlin – ­ Der Alkoholkonsum der Deutschen ist im Jahr 2011 bei 9,6 Liter Reinalkohol im Vergleich zu Vorjahr stagniert. Das geht aus dem Jahrbuch Sucht 2013 der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen (DHS) hervor, das heute in Berlin vorgestellt wurde. Der Verbrauch von Bier nahm dabei von 107,4 auf 107,2 Liter, der Weinverbrauch von 20,5 auf 20,2 Liter je Einwohner ab. Der Verbrauch von Spirituosen stagnierte bei 5,4 Liter und der Verbrauch von Schaumwein nahm von 3,9 auf 4,1 Liter je Einwohner zu.

„In Deutschland werden die Gesundheitsrisiken durch Alkohol nach wie vor unterschätzt“, sagte die stellvertretende Geschäftsführerin der DHS, Gabriele Bartsch. Bei der Verstoffwechselung von Alkohol entstehe ein Zellgift, das alle Organe des Körpers schädigen könne. Auch ohne eine Abhängigkeit könne es daher zu alkoholbedingten Erkrankungen kommen.

Morbiditätsschätzungen auf der Grundlage von Krankenhausstatistiken hätten für das Jahr 2010 zudem ergeben, dass psychische und verhaltensbezogene Störungen durch Alkohol mit 333.357 Behandlungsfällen die dritthäufigste Einzeldiagnose im stationären Bereich gewesen seien, heißt es in dem Jahrbuch. Die DHS fordert daher eine Preisan­hebung durch Steuererhöhungen, eine zeitliche Begrenzung des Alkoholverkaufs und eine effektive gesetzliche Regelung der Werbung.

Nachdem der Zigarettenkonsum in Deutschland seit 2004 rückläufig war, ist er von 2010 auf 2011 wieder von 83,6 auf 87,6 Milliarden Zigaretten angestiegen. Der Anteil der Raucher sei jedoch weiter rückläufig, heißt es in dem Jahrbuch. Und auch das Ausmaß der Passivrauchbelastung sei zurückgegangen. „Bei Jugendlichen setzt sich der Trend zum Nichtrauchen immer weiter durch“, heißt es weiter. „Mittlerweile liegen die Präva­lenzen bei 12- bis 17-jährigen Jungen und Mädchen mit elf beziehungsweise zwölf Prozent so niedrig wie zu keinem anderen Zeitpunkt in den vergangenen 30 Jahren.“ Am stärksten verbreitet seien das Rauchen und die Passivrauchbelastung nach wie vor in den sozial benachteiligten Bevölkerungsgruppen.

Theo Wessel vom Gesamtverband für Suchtkrankenhilfe im Diakonischen Werk lobte das „professionelle, stark ausdifferenzierte und nahezu flächendeckende Sucht­hilfesystem“ in Deutschland. Problematisch sei jedoch, dass es in Deutschland sehr viele Schnittstellen zwischen den einzelnen Versorgungsbereichen gebe, die zum Teil zu unüberbrückbaren Bruchstellen führten.

Zudem gebe es eine strukturelle Unterfinanzierung insbesondere im ambulanten Bereich. „In Deutschland gibt es etwa 1.300 Suchtberatungs- und Behandlungsstellen mit circa 500.000 Klienten im Jahr“, sagte Wessel. Diese würden unter anderem von den Kommunen und Ländern finanziert, die ihre Zuschüsse jedoch als freiwillige Leistungen verständen. Da die kommunalen Haushalte nun unter einem großen Finanzierungsdruck ständen, gerate die Suchthilfe in Konkurrenz zu Kindergärten oder zur Sanierung von Bürgersteigen. „An vielen Stellen wird daher das Geld zurückgefahren, weshalb die Qualität der Arbeit nicht mehr flächendeckend aufrechterhalten werden kann“, so Wessel. © fos/aerzteblatt.de

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