Medizin
ADHS für erwachsene Patienten weiter problematisch
Mittwoch, 3. April 2013
Berlin/Gütersloh – ADHS führt auch bei Erwachsenen zu Beeinträchtigungen. Die dafür typischen Probleme verschwinden mit der Volljährigkeit nicht automatisch. Darauf hat die Barmer GEK zusammen mit der Bertelsmann Stiftung hingewiesen. Vorangegangen war eine Umfrage unter 623 betroffenen jungen Erwachsenen im Rahmen des sogenannten Gesundheitsmonitors der Bertelsmann Stiftung.
Die Autoren der Gesundheitsmonitor-Umfrage, Gerd Lehmkuhl und Ingrid Schubert von der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie der Universitätsklinik Köln, stellten fest, dass rund die Hälfte der Erwachsenen mit ausgeprägten ADHS-Problemen keinen Arzt aufsucht. Nur zwölf Prozent der Befragten habe der behandelnde Arzt eine Weiterbetreuung nach dem 18. Geburtstag vermittelt. Knapp 14 Prozent der Betroffenen müssten den Arzt oder Therapeuten wechseln, wenn sie volljährig werden.
Über ein Drittel (37 Prozent) derer, die in Kindheit oder Jugend wegen ADHS behandelt wurden, leiden laut der Umfrage auch als Erwachsene unter typischer starker Unaufmerksamkeit, Impulsivität oder Unruhe. Von mittleren oder starken Beeinträchtigungen in Schule, Ausbildung oder am Arbeitsplatz berichten 42 Prozent. 61 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass die Krankheit sie weiter begleiten wird. 56 Prozent meinen, dass ihre Aufmerksamkeitsdefizit-/Hyperaktivitätsstörung auch im Erwachsenenalter behandelt werden muss.
Diese Ergebnisse stehen im Gegensatz zu einer Studie, die im Fachjournal Pediatrics erschienen ist. Eine Befragung der erwachsenen Probanden mittels strukturierter Interviews ergab, dass 29 Prozent der Betroffenen noch immer unter ADHS litten. 57 Prozent hatten mindestens eine weitere psychiatrische Erkrankung – bei den Kontrollen, die als Kinder nicht unter ADHS gelitten hatten, waren es 35 Prozent. Für die Untersuchung begleiteten amerikanischen Wissenschaftlern vom Boston Children’s Hospital und der Mayo Clinic 5.700 Kinder seit dem Jahr 1976.
Lehmkuhl und seine Mitarbeiter fordern, Ärzte müssten den Übergang in das Versorgungssystem für Erwachsene besser vorbereiten. Spezialsprechstunden für junge Erwachsene mit ADHS – gemeinsam angeboten von Kinder- und Jugend- sowie Erwachsenenpsychiatern – könnten die Behandlungskette wesentlich verbessern, so die Experten. © hil/aerzteblatt.de

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