Vermischtes
Hebammen werben für natürliche Geburt
Montag, 6. Mai 2013
Nürnberg – Der Deutsche Hebammenverband wirbt für natürliche Geburten und will damit den hohen Anteil an Kaiserschnitten senken. Schließlich sei der Eingriff mit gravierenden gesundheitlichen Risiken verbunden, auch die Bindung zwischen Mutter und Kind werde erschwert, erläuterte Präsidentin Martina Klenk in Nürnberg.
Sie plädiert dafür, Schwangerschaft und Geburt wieder als etwas Natürliches und Normales anzusehen. Weil inzwischen rund ein Drittel der Frauen in Deutschland ihr Kind per Kaiserschnitt bekommt, steht der seit heute in Nürnberg stattfindende Jahreskongress des Hebammenverbandes unter dem Motto „Das Normale ist etwas ganz Besonderes“.
„Das Problem ist der Blick auf die Schwangerschaft als ein risikobehaftetes Ereignis“, erläuterte Klenk. Ärzte etwa achteten vor allem auf mögliche Gefahren. „Viele Frauen bekommen dadurch Angst und verlieren das Vertrauen in ihre Körperkompetenz.“ Hebammen hingegen setzten bei den Ressourcen der Schwangeren an und konzentrierten sich auf deren Kompetenzen. Denn nur etwa 15 der zuletzt 33 Prozent der Kaiserschnitte seien medizinisch notwendig, schilderte Klenk.
„Eine normale Geburt ist ein sehr störungsanfälliger Prozess. Das braucht Ruhe, einen Rückzugsraum, eine verlässliche Begleitperson, es braucht vor allem Zeit. Aber gerade das ist ein Faktor, den wir besonders im klinischen Umfeld nicht mehr haben.“ So werde bei fast einem Viertel der Frauen, bei denen sich die Ärzte erst während der Geburt zu einem Kaiserschnitt entschieden, der Eingriff mit einer verzögerten Eröffnungsphase begründet. Im Klartext: „Das dauert schlicht zu lange.“
Diese Denkweise zeigt sich laut Klenk auch an der steigenden Zahl der medizinischen Eingriffe im Kreißsaal, mit denen der Natur auf die Sprünge geholfen werden soll. Zudem führe das Vergütungssystem im Krankenhaus zu falschen Anreizen – für einen Kaiserschnitt etwa gebe es 1.000 Euro mehr als für eine natürliche Geburt. „Die Ökonomisierung des Gesundheitswesens spielt da schon auch eine Rolle“, kritisierte Klenk. So gebe es Geburtsstationen, die sich erst ab einer bestimmten Anzahl an Kaiserschnitten finanziell trügen. © dpa/aerzteblatt.de

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