Medizin
Schlaganfälle bei Frauen mit Depression häufiger
Freitag, 17. Mai 2013
Brisbane – Frauen, die im mittleren Alter unter Depressionen litten, hatten in einer prospektiven Beobachtungsstudie aus Australien ein zweifach erhöhtes Schlaganfallrisiko, das laut der Publikation in Stroke (2013; doi: 10.1161/STROKEAHA.113.001147) nur teilweise auf einen ungesunden Lebensstil zurückgeführt werden konnte.
Dass Patienten mit Depressionen häufig einen ungesunden Lebensstil haben, ist lange bekannt. Rauchen, Bewegungsmangel, Ernährungsfehler und Übergewicht, eventuell auch eine Unzuverlässigkeit in der Einnahme von Medikamenten können ein kardiovaskuläres Risikoprofil begründen, das Menschen mit Major-Depression anfälliger für einen Schlaganfall macht.
Doch die Epidemiologin Caroline Jackson von der School of Population Health an der Universität von Queensland in Brisbane glaubt, diese Erklärungen in ihrer Auswertung der Australian Longitudinal Study on Women's Health (ALSWH) weitgehend ausschließen zu können. Auch in einer adjustierten Analyse, die die modifizierbaren Risikofaktoren eliminierte, erkrankten die zu Beginn der Studie 47 bis 52 Jahre alten Frauen mit Depressionen in den folgenden 12 Jahren fast doppelt so häufig an einem Schlaganfall wie Frauen ohne Depressionen: Die Odds Ratio von 1,94 war mit einem 95-Prozent-Konfidenzintervall von 1,37 bis 2,74 statistisch signifikant.
Die Ergebnisse der australischen Studie sind keine Ausnahme. Auch in der Nurses Health Study, dem Vorbild und Pendant zur ALSWH, wurde ein erhöhtes Schlaganfallrisiko gefunden, ebenso in den meisten der 28 prospektiven Beobachtungsstudien, die das Team um Frank Hu von der Harvard School of Public Health in Boston zuletzt in einer Meta-Analyse zusammengefasst hat (JAMA 2011; 306: 1241-1249).
In den meisten Studien war das Risiko jedoch geringer als in der aktuellen Studie. Hu ermittelte eine adjustierte Hazard Ratio von 1,45 (1,29-1,63). Die American Heart Association führt das höhere Risiko in der australischen Studie auf das jüngere Alter zurück. Die Teilnehmerinnen der Nurses Health Study seien im Durchschnitt 14 Jahre älter gewesen. Mit dem Alter steigt die Gesamtzahl der Schlaganfälle, was den Einfluss eines einzelnen Risikofaktors verwässert haben könnte.
In der australischen Studie erlitten im Zeitraum von 14 Jahren nur 1,5 Prozent der Frauen einen Schlaganfall. Die Depressionen steigerten die Inzidenz auf 2 Prozent, so dass das absolute Risiko durch die Depressionen gering ist. Hinzugefügt werden muss noch, dass Beobachtungsstudien eine Kausalität nicht belegen können. Aus der Studie kann auch nicht abgeleitet werden, dass eine Behandlung das Schlaganfallrisiko senkt. Wenn die Medikamente zu einer Gewichtszunahme führen, was bei einigen Antidepressiva der Fall ist, könnten sie das Schlaganfallrisiko sogar erhöhen.
Die biologische Ursache für das Schlaganfallrisiko könnte in einer chronischen Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse sein. Patienten mit Major-Depression haben häufig erhöhte Konzentrationen von Stresshormonen und Entzündungsparameter, die Gefäßverkalkung und Thrombozytenaggregation fördern könnten. © rme/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema

