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Patientenberatung: Angebot für Migranten erfolgreich

Mittwoch, 22. Mai 2013

Berlin – Der Verband der Privaten Krankenversicherung (PKV) will die muttersprachliche Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund durch Mitarbeiter der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) weiter fördern. Er verlängerte seinen Förder­vertrag verbindlich bis Ende 2015. Unterstützt auch der GKV-Spitzenverband weiterhin die UPD, wird der PKV-Vertrag bis Ende 2018 verlängert. Das erklärte PKV-Verbands­direktor Volker Leienbach heute vor Journalisten.

„Die muttersprachliche Beratung für Menschen mit Migrationshintergrund ist ein entscheidender Schritt auf dem Weg zur Verbesserung der Integration in einem Bereich, in dem Desintegration schlicht lebensgefährlich ist: die medizinische Versorgung“, sagte Leienbach. Der PKV-Verband zahlt der UPD dafür jährlich rund 373.000 Euro. Die Summe leitet sich aus der Förderung der UPD durch den GKV-Spitzenverband ab (derzeit rund 5,4 Millionen Euro) und entspricht dem Anteil der Privatversicherten in der Krankenversicherung.

Die UPD bekam nach rund zehnjähriger Erprobungsphase als Modellvorhaben Anfang 2011 den Zuschlag, Ratsuchende regulär zu beraten. Verbraucher können sich unentgeltlich unter der Telefon-Hotline 0800 0117722 beraten lassen oder sich beschweren. Zum Angebot der UPD gehören zudem 21 regionale Beratungsstellen und ein barrierefreies Internetangebot. In den letzten vier Jahren der Laufzeit als Modellvorhaben hatten jährlich rund 80.000 Verbraucher die UPD in Anspruch genommen.

Seit August 2011 berät die Unabhängige Patientenberatung bundesweit auch auf Russisch und Türkisch (Russische Hotline: 0800 0 1177 24, Türkische Hotline: 0800 0 11 77 23). Im vergangenen Jahr haben rund 3.000 Frauen und Männer dieses Angebot wahrgenommen. Ihnen stehen vier regionale Beratungsstellen in Berlin, Dortmund, Nürnberg und Stuttgart zur Verfügung, außerdem ein unentgeltliches bundesweites Beratungstelefon in türkischer und russischer Sprache. Hinzu kommen allgemeine Patienteninformationen in weiteren Sprachen sowie ein Internetauftritt für Ratsuchende mit Migrationshintergrund.

Annett Horn, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Fakultät für Gesundheitswissenschaften der Universität Bielefeld, hat das vom PKV-Verband finanzierte Angebot für Menschen mit Migrationshintergrund evaluiert. Ihnen fehle es „oftmals an ausreichendem Wissen über das deutsche Gesundheitssystem und generell an Gesundheitskompetenzen, so dass ihnen der Zugang zur gesundheitlichen Versorgung erschwert wird“, sagte Horn.

Problem Sprachbarrieren
Hinzu kämen Sprachbarrieren: „Eines von vielen Problemen ist, dass Migranten oft ihren Arzt nicht verstehen und teilweise nicht einmal ihre Diagnose kennen.“ In der Folge schichteten sich deshalb Probleme immer weiter auf. „Viele ziehen daher von einem Arzt zum nächsten und nehmen darüber hinaus unterschiedliche Beratungsangebote in Anspruch“, erläuterte die Wissenschaftlerin. „Übrig bleibt das Gefühl, dass ihnen nicht geholfen wird.“

Mit dem muttersprachlichen Beratungsangebot seien die Ratsuchenden überaus zufrieden, berichtete Horn. Er reiche allerdings noch nicht aus. Auf diesen Punkt verwies auch UPD-Geschäftsführer Sebastian Schmidt-Kaehler. Er sieht es als sinnvoll an, künftig die „Komm-Struktur“ des Angebots zu überwinden und Ratsuchenden Hilfe in ihren Lebenswelten anzubieten.

Allerdings müssten die begrenzten Ressourcen der UPD beachtet werden. „Die Finan­zierung ist längst nicht ausreichend“, erklärte die Sprecherin für Patientenrechte und Prävention der Grünen im Bundestag, Maria Klein-Schmeink, anlässlich der Vertrags­verlängerung heute. „Außerdem ist die Zahl der Beratungsstellen bundesweit zu gering, um dem gestiegenen Bedarf und den Erwartungen der Ratsuchenden gerecht werden zu können.“ Klein-Schmeink forderte mehr Beratungsstellen und eine Ausweitung der Finanzierung auf rund 10,5 Millionen Euro jährlich. © Rie/aerzteblatt.de

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