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Medizin

Herzinsuffizienz: Coenzym Q10 senkt Sterblichkeit in Studie

Montag, 27. Mai 2013

Kopenhagen – Das Coenzym Q10, dessen Einsatz von vielen Kardiologen bislang skep­tisch gesehen wurde, hat in einer randomisierten Doppelblindstudie die Sterberate von Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz (NYHA III/IV) halbiert. Auf der Fachtagung Heart Failure 2013 in Lissabon, wo die noch nicht publizierten Ergebnisse vorgestellt wurden, wurde vor einem voreiligen Einsatz des antioxidativen Vitamins, das als Nahrungs­ergänzungsmittel vertrieben wird, gewarnt.

Coenzym Q10, auch als Ubichinon oder Q10 bezeichnet, wurde erstmals 1957 im Herz­muskel von Rindern entdeckt. Seine chemische Struktur wurde 1957 von Karl Folkers aufgeklärt. Q10 ist als Coenzym an der Energiegewinnung in den Mitochondrien beteiligt, was die hohe Konzentration im Herzmuskel erklärt.

Folkers konnte 1985 zusammen mit Svend Aage Mortensen vom Herzzentrum der Universitätsklinik Kopenhagen auf Basis von Herzbiopsien zeigen, dass die Konzentration von Q10 im Gewebe mit dem Schweregrad der Herzinsuffizienz abnimmt. Mortensen erklärt dies mit einem „steal effect“, bei dem die antioxidativen Eigenschaften von Q10 für andere Zwecke als die Energiegewinnung in den Mitochondrien verwendet werden. Hinzu komme, dass viele Patienten mit Herzinsuffizienz mit Statinen behandelt werden, die die Konzentration von Q10 um bis zu 40 Prozent senken könnten.

In den vergangenen Jahren wurde in etwa 15 klinischen Studien versucht, die Herz­leistung von Patienten mit schwerer Herzinsuffizienz durch Gabe von Q10 zu unterstützen – zumeist mit mageren Ergebnissen. Laut der jüngsten Meta-Analyse von Domnica Fotino von der Tulane Universität in New Orleans wurde die linksventrikuläre Ejektions­fraktion gerade einmal um 3,67 Prozent gesteigert. Es handelte sich allerdings um kleine Studien (insgesamt nur 395 Patienten) und keine hatte die statistische Größe, um eine Reduktion der Sterblichkeit zu untersuchen.

Dies war erstmals in der „Q-SYMBIO“-Studie der Fall, die insgesamt 420 Patienten (also mehr als alle 13 Studien zuvor) mit einer Herzinsuffizienz vom Stadium NYHA III oder IV einschloss. Die Patienten wurden an 17 Zentren in Dänemark und acht weiteren Ländern (keine deutsche Beteiligung) mit Q10 oder Placebo behandelt. Primärer Endpunkt war die Zeit bis zum Auftreten einer schweren kardiovaskulären Komplikationen (nicht geplante Hospitalisierung, Herz-Kreislauf-Tod, Herztransplantation oder mechanisches Kreislaufunterstützungssystem).

Wie Mortensen jetzt mitteilt, trat der primäre Endpunkt in den ersten beiden Behand­lungsjahren unter Q10-Behandlung bei 29 Patienten (14 Prozent) nur halb so häufig auf wie unter Placebo mit 55 Patienten (25 Prozent). Auch die Gesamtsterblichkeit konnte mit 9 Prozent (18 Patienten) nahezu halbiert werden gegenüber 17 Prozent (38 Patienten) im Placebo-Arm.

Auch bei der kardiovaskulären Sterblichkeit und der Zahl der Hospitalisierungen wegen Herzversagens war der Vorteil signifikant. Laut Mortensen ist Q10 seit mehr als zehn Jahren und seit den ACE-Hemmern und den Betablockern das erste Medikament, für das eine mortalitätssenkende Wirkung bei der Herzinsuffizienz nachgewiesen werden konnte.

Q10 blieb in den Studien ohne nennenswerte Nebenwirkungen (die Publikation steht allerdings noch aus) und als Nahrungsergänzungsmittel ist es rezeptfrei erhältlich. Mortensen warnte die Patienten aber vor der Versuchung einer Selbstmedikation, da Q10 Interaktionen mit anderen Medikamenten haben könne.

Vorsicht geboten sei vor allem bei Patienten, die orale Antikoagulanzien einnehmen. Diese sollten unter einer Therapie mit Q10 ihre INR-Werte kontrollieren lassen. Die ärztlichen Fachgesellschaften dürften vor einer Empfehlung die Publikation der Studie abwarten. © rme/aerzteblatt.de

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