Politik
GKV-Spitzenverband: AMNOG ist ein „Riesenerfolg“
Donnerstag, 30. Mai 2013
Berlin – Ein Jahr nach dem Abschluss der ersten Preisverhandlungen hat der GKV-Spitzenverband eine positive Bilanz des Arzneimittelmarktneuordnungsgesetzes (AMNOG) gezogen. „Das AMNOG ist ein Paradigmenwechsel“, sagte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende des Verbandes, Johann-Magnus von Stackelberg, heute in Berlin. Mit ihm werde bei den neuen Medikamenten die Spreu vom Weizen getrennt. Denn für Analogpräparate könnten die Herstellerfirmen heute keine hohen Preise mehr verlangen. Das sei ein „Riesenerfolg“.
Seit Inkrafttreten des AMNOG erstellt der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) für alle neuen Wirkstoffe eine frühe Nutzenbewertung. Stellt er einen Zusatznutzen im Vergleich zu der von ihm gewählten sogenannten zweckmäßigen Vergleichstherapie fest, verhandeln GKV-Spitzenverband und Herstellerfirma einen Preis für das neue Arzneimittel. Wird kein Zusatznutzen belegt, wird das Arzneimittel entweder direkt einer Festbetragsgruppe zugeordnet oder, wenn eine solche nicht vorhanden ist, ein Preis ausgehandelt, der unterhalb der Kosten für die Vergleichstherapie liegen muss.
„17 von 29 neuen Wirkstoffen haben einen Zusatznutzen zugeschrieben bekommen“, berichtete von Stackelberg. „Das ist ein äußerst positives Ergebnis.“ Zu 21 neuen Arzneimitteln wurden dem GKV-Spitzenverband zufolge bislang Erstattungsbeträge ausgehandelt, zehn weitere Verhandlungen laufen noch.
In 17 Fällen konnten sich die Verhandlungspartner selbst auf einen Preis einigen, in vier Fälle musste die Schiedsstelle entscheiden. Vier Hersteller entschlossen sich zudem dazu, ihre Arzneimittel nicht in Deutschland auf den Markt zu bringen, nachdem der G-BA keinen Zusatznutzen erkannt hatte.
120 Millionen Euro Einsparvolumen
Bislang seien durch die Preisverhandlungen etwa 120 Millionen Euro eingespart worden, schätzte von Stackelberg. Die reine Kostenersparnis sei jedoch nicht das Kriterium. Denn in einem Fall habe der GKV-Spitzenverband den vom Hersteller gewählten Preis akzeptiert, da dieser fair gewesen sei. In diesem Fall sei die Ersparnis daher gleich null gewesen. Das ändere jedoch nichts am Erfolg des AMNOG.
Die schwarz-gelbe Koalition hatte anfangs erklärt, mit dem AMNOG zwei Milliarden Euro im Arzneimittelbereich einsparen zu wollen. Diese Zahl sei nicht unrealistisch, meinte von Stackelberg. Sie könne allerdings nur durch den Aufruf des Bestandsmarktes realisiert werden. Dabei werden auch die Arzneimittel einer vergleichenden Nutzenbewertung unterzogen, die sich schon auf dem Markt befinden.
Im Gegensatz zum GKV-Spitzenverband kritisierte der Verband forschender Arzneimittelhersteller (vfa), das AMNOG werde als reines Kostendämpfungsinstrument missbraucht. Der Spitzenverband nutze dabei die Macht seiner Doppelrolle, sagte die Hauptgeschäftsführerin des vfa, Birgit Fischer. Zunächst wähle er im G-BA bei der Nutzenbewertung eine billige Vergleichstherapie aus, um bei den anschließenden Verhandlungen den Preis von dieser Vergleichstherapie abzuleiten.
„Weder das Verfahren der frühen Nutzenbewertung noch die Ermittlung von Erstattungsbeträgen laufen gut“, resümierte Fischer. Denn durch die Doppelrolle des GKV-Spitzenverbandes finde keine faire Preisbildung für Arzneimittel statt.
Der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie zeigte sich mit der Einschätzung des GKV-Spitzenverbandes hingegen zufrieden. „Zentrale Aussage des Spitzenverbandes ist es, dass die überwiegende Anzahl der bewerteten Arzneimittel einen Zusatznutzen nachweisen konnte“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Verbandes, Henning Fahrenkamp. Damit müsse nun aber auch endlich das Gerede enden, die pharmazeutische Industrie bringe nur Nachahmerprodukte ohne Wert auf den Markt. © fos/aerzteblatt.de

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