Medizin
Lumbalgie: Wirbelfrakturen nach epiduralen Steroidinjektionen
Montag, 10. Juni 2013
Bloomfield – Die Behandlung von Rückenschmerzen mit epiduralen Steroid-Injektionen war in einer Fall-Kontroll-Studie im Journal of Bone and Joint Surgery (2013; 95: 961-964) mit einer erhöhten Rate von Wirbelfrakturen assoziiert. Ein Rückgang der Knochendichte gehört zu den bekannten Risiken einer systemischen Gabe von Glukokortikoiden, auf die beim internistischen Einsatz Rücksicht genommen wird. Für die Injektionsbehandlung der Lumbalgie gelten diese Bedenken bisher nicht, obwohl die Wirkung der in den Epiduralraum injizierten Steroide nicht lokal begrenzt sein dürfte, zumal die Injektion in der Nähe eines Wirbelknochens erfolgt.
Shlomo Mandel von den Henry Ford Health Systems in West Bloomfield im US-Staat Michigan hat die Krankenakten der Klinik retrospektiv ausgewertet. Von 50.345 Patienten mit chronischen Rückenschmerzen hatten 3415 wenigstens einmal eine lumbale epidurale Steroid-Injektion (LESI) erhalten (was eine gewisse Attraktivität der Therapie anzeigt). Mandel stellte 3000 dieser Patienten einer gleich großen Gruppe von Rückenschmerz-Patienten gegenüber, die keine LESI erhalten hatten. Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 67 Jahre.
Ergebnis: Das Risiko auf eine Wirbelfraktur stieg mit jeder LESI um 21 Prozent (Relatives Risiko 1,21; 95-Prozent-Konfidenzintervall 1,08-1,30). Die Studie nutzte ein modernes „propensity matching“-Design, das die Gefahr von Verzerrungen minimieren soll – die sich allerdings in Fall-Kontroll-Studien niemals völlig ausschließen lassen. Aus irgendeinem Grund könnten die Rückenschmerzen von Patienten mit einem erhöhten Osteoporose-Risiko bevorzugt mit LESI behandelt worden sein. Dass die Assoziation dosisabhängig war, spricht aber für eine kausale Wirkung.
Für den Editorialisten Andrew Schoenfeld vom William Beaumont Army Medical Center in El Paso/Texas müssen die Risiken vor dem Hintergrund gesehen werden, dass eine langfristige Wirkung von epiduralen Steroidinjektionen nicht ausreichend durch Studien gesichert ist. Schoenfeld rät den Orthopäden, die Indikation zu Steroidinjektionen insbesondere bei älteren Patienten mit hohem Osteoporose-Risiko zurückhaltend zu stellen. © rme/aerzteblatt.de

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