Medizin
Ritalin könnte gegen Kokainabhängigkeit helfen
Freitag, 28. Juni 2013
New York – Das Amphetamin Methylphenidat, besser bekannt unter dem Handelsnamen Ritalin, wirkt im Gehirn wie Kokain – nur langsamer. Der verzögerte Wirkungseintritt erklärt nach Ansicht von US-Psychiatern nicht nur, warum Ritalin nicht süchtig macht. Nach einer Studie in JAMA Psychiatry (2013; doi: 10.1001/jamapsychiatry.2013.1129) könnte es Kokain-Süchtigen sogar helfen, die Sucht zu überwinden.
Die Hypothese ist zwar noch ohne klinische Bestätigung. Das Team um Rita Goldstein vom Mount Sinai Hospital in New York kann jedoch zeigen, dass die Einnahme einer einzelnen Dosis Methylphenidat die Verbindungen im Gehirn „lockert“, die bei Kokain-Süchtigen für das Suchtverhalten und das Craving beim Entzug verantwortlich sind. Zum anderen wurde die „Connectivität“ in Hirnregionen verbessert, die für die Verarbeitung von Emotionen oder die Verhaltenskontrolle benötigt werden und die laut Goldstein bei Kokainsüchtigen geschädigt sind.
Diese Verbindungen wurden in den Experimenten mit achtzehn Kokainsüchtigen mit Hilfe der funktionellen Kernspintomographie sichtbar gemacht. Sie macht die Aktivitätsunterschiede in bestimmten Gehirnzentren sichtbar. Das von Goldstein verwendete Verfahren kann speziell die Stärke der funktionellen Verbindungen (Connectivity) zwischen verschiedenen Hirnarealen darstellen, zu denen es infolge von geistigen Leistungen kommt.
In der Studie wurden hierzu kognitive Tests eingesetzt, in denen die Süchtigen emotional störende Worte ausblenden oder kognitive Zwiespalte auflösen mussten. In einem Test mussten sie beispielsweise erkennen, dass die Buchstaben des Wortes „gelb“ eine grüne Farbe hatten.
Dass Methylphenidat die Hirnaktivität von Süchtigen (wenigstens teilweise) normalisiert, führt Goldstein auf die Ähnlichkeit beider Amphetamine zurück. Methylphenidat würde wie Kokain die Aktivität von Dopamin (und Noradrenalin) im Gehirn steigern. Nach oraler Gabe trete die Wirkung jedoch langsamer auf (weswegen Methylphenidat auch nicht süchtig mache). Durch die Verlängerung der Wirkung würden verschiedene kognitive Leistungen bei den Süchtigen verbessert.
In einer früheren Publikation hatte Goldstein die Wirkung von Methylphenidat bei Kokainabhängigen mit der Methadonsubstitution von Heroinabhängigen oder die Nikotinpflastertherapie bei Rauchern verglichen. Anders als diese muss die Wirksamkeit von Methylphenidat bei Kokainsüchtigen jedoch erst noch klinisch belegt werden. Die Ergebnisse der Grundlagenforscherin könnten jedoch Anlass für klinische Studien sein. © rme/aerzteblatt.de

Naja
Das MPH nicht süchtig macht, hate ich für ein Gerücht. Schon in den 1970er-Jahren wurde in der Szene Ritalin gehandelt und auch intravenös konsumiert. Nur bei der regelmäßigen Einnahme retardierter Präparate in niedrigen Dosierungen entsteht kein "Flush", also kein rasches Anfluten mit suchttriggerndem Effekt.
Eine körperliche Abhängigkeit mit physischen Entzugssymptomen gibt es weder bei Kokain noch Ampetaminen - eine ucht aber sehr wohl.

Amphetamine??
Beider Amphetamine?? Versetehe ich richtig, dass hier Kokain als Amphetamin dargestellt wird? Dies wäre natürlich nicht richtig. Streng genommen ist auch Methylphenidat kein Amphetamin. Der hier stehende Satz ist jedenfalls korrekturbedürftig.

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