Politik
Neues Honorarsystem – und was die Krankenkassen außerdem von der Politik erwarten
Montag, 1. Juli 2013
Berlin – Das deutsche Gesundheitswesen braucht derzeit keinen Vergleich mit anderen Gesundheitssystemen der Welt zu scheuen. Dennoch sollte die Politik nach der Bundestagswahl einige Veränderungen zügig umsetzen. Das erklärt der Spitzenverband Bund der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV-Spitzenverband) in seinem heute erschienenen Positionspapier „Zukunftsmodell gesetzliche Krankenversicherung“. „Die gesundheitliche Versorgung muss sich zukünftig viel stärker an ihren Ergebnissen und damit am Nutzen der Intervention messen lassen“, heißt es in der Einleitung des 38-seitigen Papiers.
Ein neues Honorarsystem für niedergelassene Ärzte
Der GKV-Spitzenverband fordert, im Honorarsystem für niedergelassene Ärzte mehr Anreize für einen effektiven und effizienten Ressourceneinsatz. „Dazu muss die dem Vergütungssystem zugrunde liegende Gebührenordnung grundsätzlich patientenorientiert gestaltet werden“, heißt es in dem Positionspapier. Dazu gehöre auch, die sprechende Medizin besser zu honorieren. Dies soll allerdings ohne zusätzliche finanzielle Belastung der Beitragszahler geschehen, indem ein „Missverhältnis in der Honorierung zwischen sprechender Medizin und apparativer Diagnostik“ abgebaut werde. Wichtig sei außerdem, mit dem neuen Honorarsystem die hausärztliche Versorgung zu stärken.
Krankenkassen sollen sich Kliniken aussuchen können
Der Spitzenverband fordert, den sogenannten Kontrahierungszwang abzuschaffen. „In Ballungsgebieten sollte den Krankenkassen die Auswahl effizienter und qualitativ guter Häuser erlaubt werden“, heißt es in dem Positionspapier. Für ein definiertes Spektrum von planbaren Krankenhausleistungen sollten Kassen Direktverträge mit zugelassenen Krankenhäusern abschließen können. „In definierten Versorgungsregionen, insbesondere in Ballungsräumen, könnten Krankenhausleistungen ausgeschrieben werden“, so der Spitzenverband.
Qualität besser erfassen
Laut den Krankenkassen „bedarf das Gesundheitssystem einer stärkeren Fokussierung auf patientenrelevante Ergebnisse“. Patienten, Versicherte und Krankenkassen hätten Anspruch auf Ergebnisse der Qualitätssicherung. „Wir brauchen Offenheit über aktuelle Ergebnisse zu allen verfügbaren Qualitätsdaten, damit sich die Betroffenen informieren und bewusst Leistungserbringer auswählen können“, heißt es in dem Papier. Auch im ambulanten Bereich sollte es künftig mehr Transparenz über Qualitätsdaten geben.
Mehr Sicherheit bei Innovationen
Medizinische Innovationen sollten in Zukunft den patientenrelevanten Nutzen vor ihrer flächendeckenden Einführung belegen. „Nicht selten bergen scheinbar innovative Verfahren sogar mehr Risiken als Nutzen“, sagte die Vorsitzende des Kassen-Spitzenverbands, Doris Pfeiffer, heute in Berlin.
Neue Untersuchungs- und Behandlungsmethoden, über deren Nutzen und Schaden noch nicht genug bekannt sei, sollten künftig nur noch in klinischen Studien eingesetzt werden. „Damit werden wissenschaftliche Erkenntnisse zum Wohle der Patienten gewonnen, bevor sie flächendeckend zur Anwendung kommen“, heißt es in dem Papier.
Prävention ausbauen
Neben der betrieblichen Gesundheitsförderung und -prävention sind laut dem GKV-Spitzenverband vor allem Angebote für ältere Menschen und für sozial Benachteiligte wichtig. „Die Inanspruchnahme primärpräventiver Angebote darf nicht von einer ärztlichen Verordnung abhängig gemacht werden“, heißt es in dem Positionspapier.
© hil/aerzteblatt.de

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