Ärzteschaft
Fachgesellschaft unterstützt Forderungen der Ethikkommission zur Zwangsbehandlung
Montag, 22. Juli 2013
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) hat sich positiv über die Stellungnahme der von der Bundesärztekammer eingesetzten Zentralen Ethikkommission (ZEKO) zum Thema Zwangsmaßnahmen geäußert. Sie gehe in ihren Feststellungen deutlich über die aktuellen gesetzlichen Regelungen hinaus. Viele der genannten Vorschläge begrüßt die DGPPN deshalb, gleichzeitig sieht sie jedoch noch weiteren Handlungsbedarf.
Positives Feedback erhält die ZEKO vor allem für ihre Forderung, die ärztlichen Zwangsmaßnahmen zu reduzieren. Denn auch die DGPPN macht sich dafür stark. Sie plädiert – wie die ZEKO – dafür, Behandlungsalternativen zur Zwangsbehandlung zu entwickeln. „Das Verhindern von Zwangsmaßnahmen und Unterbringungen setzt eine hohe Strukturqualität voraus“, unterstrich DGPPN-Präsident Wolfgang Maier.
Im Bereich der Psychiatrie bedeute dies vor allem hoch qualifiziertes Personal. Die personalintensive Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen werde jedoch bislang nur unzureichend vom Gesundheitssystem finanziert, kritisierte Maier. Denn nur mit zeitintensiven Gesprächen, Vertrauen und dem Aufbau und Aufrechterhalten einer therapeutischen Beziehung ließen sich vermeidbare Zwangsbehandlungen vorbeugen.
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Dazu brauche der Arzt aber vor allem Zeit mit dem Patienten. Die DGPPN verwundert es nicht, dass der beklagte Anstieg von Zwangsmaßnahmen in den letzten Jahren mit dem Abschmelzen von Personalressourcen in psychiatrischen Kliniken einherging. „Politik und Gesellschaft müssen in einen Diskurs darüber treten, was ihnen die bestmögliche Behandlung und Betreuung von Menschen mit psychischen Erkrankungen wert ist“, forderte der Präsident.
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