Ausland
Jährlich drei Millionen Mädchen weltweit von Genitalverstümmelung bedroht
Montag, 22. Juli 2013
Köln/Washington – Mädchen werden heute deutlich seltener Opfer von Genitalverstümmelung als noch ihre Mütter. Das ist das Ergebnis eines umfassenden neuen UNICEF-Berichts über die 29 am stärksten betroffenen Länder. Dennoch geht der Wandel in vielen Regionen nur langsam voran. So sind dem Bericht zufolge weiterhin jährlich drei Millionen Mädchen in Gefahr, an ihren Genitalien beschnitten zu werden.
Weltweit müssen 125 Millionen Mädchen und Frauen mit den Folgen des Eingriffs leben. Die aktuelle Untersuchung zeigt, dass in allen 29 Ländern in Afrika und im Mittleren Osten, in denen Mädchenbeschneidung hauptsächlich praktiziert wird, immer weniger Frauen und Männer die Tradition unterstützen.
Deutliche Fortschritte gebe es in Irak, Kenia, Liberia, Nigeria, Tansania und Zentralafrikanische Republik. Doch trotz des Einstellungswandels hat sich laut UNICEF in einigen Ländern wie Ägypten, Dschibuti, Guinea und Somalia in den vergangenen Jahren wenig geändert: Hier werden weiter mehr als 90 Prozent der Mädchen beschnitten.
Als häufigster Grund für die fortgesetzte Mädchenbeschneidung ist dem Bericht zufolge das Gefühl sozialer Verpflichtung. Die Angst vor Ausgrenzung sei dabei sogar stärker als die Sorge vor Strafverfolgung: In den meisten Ländern ist Mädchenbeschneidung mittlerweile gesetzlich verboten. Der UNICEF-Bericht kommt deshalb zu dem Schluss, dass Gesetze allein zum Schutz der Mädchen nicht ausreichen.
Vielmehr müssten möglichst viele Frauen und Männer in den Prozess einbezogen werden, die Tradition zu hinterfragen und offen zu diskutieren. „Denn oft lassen Eltern ihre Töchter beschneiden, weil sie annehmen, dass das erwartet wird – obwohl in mehreren Ländern auch die Mehrheit der Männer gegen Mädchenbeschneidung ist“, heißt es dazu in dem Bericht. © hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema
