Medizin
Arterienvarianten bei Migränepatienten häufiger
Dienstag, 6. August 2013
Philadelphia – Migränepatienten weisen häufiger anatomische Varianten der hirnversorgenden Arterien auf. Das berichtet eine Arbeitsgruppe um Brett Cucchiara von der University of Pennsylvania School of Medicine. Die Forscher veröffentlichten ihre Ergebnisse in PLOS ONE (http://dx.doi.org/10.1371/journal.pone.0071007 ).
Laut der Deutschen Gesellschaft für Neurologie leiden über zehn Millionen Deutsche unter Migräne. Sie ist somit eine der häufigsten neurologischen Erkrankungen überhaupt. Die Pathogenese scheint multifaktoriell zu sein. Störungen des Serotoninstoffwechsels im Gehirn, eine genetische Prädisposition und vaskuläre Ursachen werden als mögliche Auslöser diskutiert.
Die Forscher untersuchten in dieser Studie die zerebralen Gefäße der Probanden. Die hirnversorgenden Arterien sind unter anderem über den sogenannten Circulus arteriosus Willisi vernetzt. Dieses Netzwerk kann jedoch als anatomische Variante nicht vollständig ausgebildet sein, sodass einzelne Anastomosen fehlen.
170 Probanden konnten die Forscher in die Studie einschließen. 56 Patienten litten unter Migräne mit Aura, 61 unter Migräne ohne Aura und 53 Probanden dienten als gesundes Vergleichskollektiv. Mittels Magnetresonanztomographie stellten die Forscher die hirnversorgenden Arterien dar und maßen den Blutfluss in den Gefäßen.
Probanden mit Migräne und Aura hatten in 73 Prozent der Fälle einen unvollständigen Circulus arteriosus, während die Forscher dies bei der gesunden Vergleichsgruppe nur in 51 Prozent der Fälle feststellten. Das Ergebnis war mit einem p-Wert von 0,02 statistisch signifikant. Bei Migränepatienten ohne Aura wurden in 67 Prozent der Fälle solche Varianten nachgewiesen, wobei das Ergebnis weniger signifikant war (p-Wert= 0,08).
Der Blutfluss in den posterioren Hirngefäßen war bei den erkrankten Probanden häufiger asymmetrisch ausgeprägt. Da diese Arterien unter anderem die Sehrinde versorgen, vermuten die Forscher einen möglichen Zusammenhang zu den visuellen Sensationen bei Migräneattacken.
Die Arbeitsgruppe geht anhand der Ergebnisse davon aus, dass die anatomischen Varianten zu der Entstehung der Migräneattacken beitragen könnten. Eine Bildgebung der zerebralen Arterien könne bei der Erstellung einer individualisierten Therapie von Vorteil sein, so die Wissenschaftler. © hil/aerzteblatt.de

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