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Medizin

Prostatakrebs: Prävention mit Finasterid langristig sicher

Donnerstag, 15. August 2013

San Antonio – Die Einnahme von Finasterid führt langfristig nicht zu einem Anstieg der Sterberate. Dies ergab eine Nachuntersuchung des Prostate Cancer Prevention Trial im New England Journal of Medicine (2013; 369: 603-610). Die Studie dürfte zum einen alle Patienten beruhigen, die das synthetische Steroid zur Behandlung einer benignen Pros­ta­ta­hyperplasie (BPH) oder gegen Haarausfall bei der androgenetischen Alopezie ein­setzen. Es dürfte aber auch die Debatte um die Vor- und Nachteile einer Prostata­krebsprävention mit Finasterid wiederbeleben.

Das US-National Cancer Institute hatte im Prostate Cancer Prevention Trial an fast 19.000 Männern im Alter von über 55 Jahren prüfen lassen, ob der 5-alpha-Reduktase-Inhibitor, der die Bildung des aktiven Testosterons DHT hemmt, vor einem Prostatakrebs schützen kann, dessen Wachstum nachweislich durch Testosteron gefördert wird.

Die Patienten hatten über sieben Jahre Finasterid in der Tagesdosis von 5 mg oder Placebo eingenommen. Zunächst sah es so aus, als würde Finasterid dies leisten: Die Studie wurde 2003 sogar vorzeitig abgebrochen, weil die Zahl der Neuerkrankungen am Prostatakrebs gegenüber Placebo um ein Viertel gesunken war (NEJM 2003; 349: 215-24).

Die Studie hatte allerdings einen Haken. Die präventive Wirkung war auf Low-Grade-Tumore beschränkt, die ein langsames Wachstum haben und häufig die Lebenszeit nicht verkürzen. Aggressive High-Grade-Tumore (Gleason score 7 bis 10) wurden dagegen im Finasterid-Arm häufiger gesehen als unter Placebo (6,4 versus 5,1 Prozent), ein Umstand der die US-Arzneibehörden FDA 2011 zu einem Warnhinweis veranlasste.

Unter Experten blieb es aber umstritten, ob Finasterid tatsächlich die Entwicklung aggressiver Tumore fördert. Denn infolge der Verkleinerung der Prostata – dies ist der bei der BPH erwünschte Effekt – könnte bei einer Biopsie die statistische Wahr­schein­lichkeit steigen, dass Tumorzellen entdeckt werden. Für eine solche Interpretation sprechen auch die Ergebnisse der aktuellen Analyse von Ian Thompson vom University of Texas Health Science Center in San Antonio und Mitarbeitern, die alle Teilnehmer der Studie seit 2005 nachbeobachten.

Bis Ende Oktober 2011 wurde im (früheren) Finasterid-Arm bei 989 von 9423 Teilnehmern (10,5 Prozent) ein Prostatakarzinom diagnostiziert, im (früheren) Placebo-Arm waren es mit 1.412 von 9.457 Teilnehmern (14,9 Prozent) signifikant mehr. Thompson ermittelt ein relatives Risiko von 0,70, das mit 95-Prozent-Konfidenzintervall von 0,65 bis 0,76 auf eine statistisch signifikante präventive Wirkung von Finasterid hinweist. Aber auch die Zahl der Diagnosen eines High-Grade-Tumors war mit 3,5 versus 3,0 Prozent noch leicht erhöht (relatives Risiko 1,17; 1,00-1,37).

Die Forscher haben deshalb auch die Sterberate der Patienten (unter Verwendung der Daten der Sozialversicherungen) ermittelt. Bis Oktober 2011 waren in der Finasterid-Gruppe 2.538 Männer und in der Placebo-Gruppe 2.496 Männer gestorben. Dies ergibt eine 15-Jahresüberlebensrate von 78,0 Prozent beziehungsweise 78,2 Prozent die sich nicht unterscheidet. Bei den Low-Grade-Karzinomen lag die 10-Jahresüberlebensrate bei 83,0 Prozent versus 80,9 Prozent und bei den High-Grade-Tumoren bei 73,0 Prozent versus 73,6 Prozent.

Zunächst einmal bestätigt die Studie die Sicherheit des Medikaments in den beiden zugelassenen Indikationen, BPH (mit der Tagesdosis von 5 mg) und androgenetische Alopezie (wo Finasterid in einer niedrigeren Dosis von 1 mg/die verordnet wird). Darüber hinaus stellt sich erneut die Frage, ob ältere Männer zur Prävention des Prostata­karzinoms mit Finasterid geraten werden sollte.

Eine lebensverlängernde Wirkung wird nach den Ergebnissen der Studie dadurch nicht erzielt, betont auch Michael LeFevre von der University von Missouri in Columbia. Eine mögliche Indikation sieht der Editorialist bei Männern, die sich für ein regelmäßiges Screening mit dem PSA-Test entscheiden. Die Einnahme von Finasterid könnte einigen die Morbidität ersparen, die mit einer Behandlung eines Low-Grade-Tumors verbunden ist, meint LeFevre. Eine Alternative bleibe aber, auf das Screening ganz zu verzichten. © rme/aerzteblatt.de

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