Ausland
UN: Mehr als drei Millionen syrische Kinder auf der Flucht
Freitag, 23. August 2013
Damaskus/New York – Im syrischen Bürgerkrieg sind nach Schätzungen der Vereinten Nationen mittlerweile mehr als drei Millionen Kinder auf der Flucht. Ein Drittel von ihnen habe das stark zerstörte Land verlassen. Diese Zahl sei „ein Meilenstein der Schande“, erklärten das Kinderhilfswerk UNICEF und das Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Viele Kinder seien traumatisiert, deprimiert und ohne Hoffnung. Nach Berichten über einen neuen Giftgaseinsatz in Syrien wächst unterdessen der Druck auf US-Präsident Barack Obama, militärisch einzugreifen.
Die meisten minderjährigen Flüchtlinge haben eine Bleibe in den Nachbarländern Libanon, Jordanien, Türkei, Irak oder auch in Ägypten gefunden. „Wir sprechen von Kindern, die von ihrem Zuhause fortgerissen wurden, vielleicht von ihrer Familie. Sie sehen sich Schrecken gegenüber, die wir gar nicht nachvollziehen können“, sagte UNICEF-Chef Anthony Lake. Die meisten der ins Ausland geflohenen Kinder sind jünger als elf Jahre. Auch in Europa wachse die Zahl der syrischen Flüchtlinge.
Innerhalb des Bürgerkriegslandes sind nach Angaben der Vereinten Nationen mehr als zwei Millionen Kinder auf der Flucht. Das Flüchtlingshilfswerk unterscheidet zwischen Flüchtlingen im Ausland und Menschen, die innerhalb des eigenen Landes vor dem Bürgerkrieg geflohen sind.
Nach Ansicht der Hilfsorganisation Medico International ist eine angemessene medizinische Versorgung der Menschen in Syrien nicht möglich. Medico-Sprecher Martin Glasenapp sagte dem Hessischen Rundfunk: „Es werden Medikamente benötigt, vor allem in den direkt umkämpften Gebieten. Es wird aber auch mehr und mehr Nahrungsmittelhilfe nötig sein.“ Von 23 Millionen Syrern seien mittlerweile zwei Millionen ins Ausland oder in die benachbarten Länder geflohen, innerhalb Syriens seien fünf Millionen Menschen unterwegs.
Das deutsche Medikamentenhilfswerk Action Medeor schickte unterdessen spezielle Medikamente für mutmaßliche Giftgas-Opfer nach Syrien. Bei den Arzneimitteln handele es sich um Atropin und Mittel gegen Erbrechen, teilte die Organisation gestern in Tönisvorst mit.
„Die Nachfrage nach Atropin lässt auf den Einsatz von Nervengas schließen“, so der Vorstand von action medeor, Christoph Bonsmann. Zudem habe das Hilfswerk einen Sauerstoffkonzentrator gepackt, der die Atmung unterstütze. Die Medizin für rund 700 Menschen soll noch am Donnerstag nach Damaskus gelangen.
„Jetzt muss alles ganz schnell gehen, wir verlieren keine Zeit und packen unter Hochdruck“, so Bonsmann. In Syrien seien die Krankenhäuser überfüllt und die Zahl der Toten steige. „Wir sind schockiert über den wahrscheinlichen Einsatz von Giftgas“, so Bonsmann. Giftgasopfer stürben qualvoll, und die Krankenhäuser hätten nicht die notwendigen Medikamente, um den Opfern zu helfen.
Die US-Regierung reagierte zurückhaltend auf die mutmaßlichen Giftgasangriffe. Zwar meinte das State Department, ein Einsatz von Chemiewaffen wäre eine „empörende und abscheuliche Eskalation“ im syrischen Bürgerkrieg. Doch die Sprecherin des Außenministeriums, Jen Psaki, legte sich nicht fest, ob die Massenvernichtungswaffe tatsächlich eingesetzt wurde. Sie bekräftigte die US-Forderung nach einer internationalen Überprüfung. Die Regierung in Damaskus bestreitet den Einsatz von Giftgas.
© dpa/kna/aerzteblatt.de

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