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Medizin

Grippeimpfung könnte vor Herzinfarkt schützen

Freitag, 23. August 2013

dpa

Sydney – Eine Grippe könnte zu den Triggern eines Herzinfarkts gehören. Geimpfte Erwachsene hatten in einer Fall-Kontrollstudie in Heart (2013; doi: 10.1136/heartjnl-2013-304320) ein deutlich vermindertes Erkrankungsrisiko.

Die Ursache des Herzinfarktes ist die Atherosklerose der Koronargefäße mit den bekannten Risikofaktoren wie Rauchen, Cholesterin, Hypertonie, Adipositas oder auch Bewegungsmangel. Atemwegsinfektionen wie die Influenza gehören nicht dazu. Neben diesen langfristigen Ursachen gibt es kurzfristige Trigger wie  schweres Essen, Erschöpfung, Rauchen und Kälte – oder auch Autoabgase – die dem Herzinfarkt häufig vorausgehen.

Der Pathomechanismus ist nicht genau bekannt. Vermutet werden aber kurzfristige Veränderungen in der Blutgerinnung, die der letzte Auslöser für die Gerinnselbildung in den stenosierten Koronarien sind. Auch eine Grippe könnte über diesen Mechanismus ein akutes koronares Ereignis auslösen.

Dies würde die Beobachtung von Anita Heywood von der University of New South Wales in Sydney und Mitarbeitern erklären, die in den Wintermonaten der Jahre 2008 bis 2010 (in Australien die Zeit von Juni bis Oktober) alle Herzinfarkt-Patienten auf Grippe untersuchen ließ.

Neben Abstrichen aus Nase und Rachen wurden auch Blutproben auf Antikörper oder Virusgene hin untersucht. Bei jedem achten Herzinfarktpatient (12,4 Prozent) wurde eine Grippe-Infektion diagnostiziert. In einer Vergleichsgruppe von Patienten ohne Herzinfarkt waren nur 7 Prozent mit Grippeviren infiziert.

Die Erkrankung führte nicht immer zu schweren Symptomen, bei einem von zehn Patienten wurde sie gar nicht erkannt. Heywood ermittelt eine Odds Ratio (OR) von 1,97, was bedeuten könnte, dass Grippe-Infizierte doppelt so häufig wie andere Personen an einem Herzinfarkt erkranken. Die Assoziation war jedoch nach Berücksichtigung anderer Herzinfarktrisikofaktoren nicht mehr signifikant.

Statistisch eindeutig war jedoch der protektive Effekt einer Grippe-Impfung: Auch nach Berücksichtigung der Risikofaktoren Alter, Cholesterin und Rauchen war eine Grippe-Impfung mit einem um 45 Prozent verminderten Risiko auf einen Herzinfarkt verbunden (OR 0,55; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,35-0,85) und dies, obwohl die Wirksamkeit der Grippeimpfung nur bei 45 Prozent lag, also weniger als jeder zweite Patient vor einer Infektion geschützt war.

Eine einzige Fall-Kontrollstudie kann eine protektive Wirkung sicherlich noch nicht belegen. Dass die Grippe-Impfung sich günstig auf die Blutgerinnung auswirken könnte, hatten vor einigen Jahren französische Forscher ebenfalls in einer Fall-Kontrollstudie gezeigt: Damals war die Impfung mit einem um 26 Prozent verminderten Risiko auf eine venöse Thromboembolie assoziiert (Thromb Haemost 2009; 102: 1259-64). © rme/aerzteblatt.de

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