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Medizin

Molekulare Ursache des Jetlags gefunden

Freitag, 30. August 2013

dpa

Oxford – Die Ausschaltung eines Gens im Nucleus suprachiasmaticus kann Mäuse vor einem Jetlag bewahren. Die Studie in Cell (2013; doi: 10.1016/j.cell.2013.08.004) erlaubt neue Einblicke in die Regulation der Inneren Uhr und könnte zur Entwicklung eines Medikaments führen.

Der Nucleus suprachiasmaticus (NSC), ein Kerngebiet im Hypothalamus oberhalb der Sehnervenkreuzung, ist das oberste Steuerzentrum der Inneren Uhr. Über andere hypothalamische Zentren und die Epiphyse werden etliche Körperfunktionen an die Lichtverhältnisse angepasst. Doch der NSC gibt die Informationen, die er aus der Retina erhält, nicht ungefiltert weiter.

Bei einem Wechsel der Zeitzone dauert es in der Regel mehrere Tage, bis sich der Tag-Nacht-Rhythmus angepasst hat. Um die Ursache für diese Verzögerung, die für den Jetlag von Fernreisenden verantwortlich ist, zu ermitteln, hat ein Team um Russell Foster von der Universität Oxford untersucht, welche Gene beim Wechsel von dunkel auf hell vermehrt im NSC gebildet werden.

Ihre Transcriptom-Analyse spürte etwa hundert verschiedene Gene auf, die an der Regulation des Tag-Nacht-Rhythmus beteiligt waren. Darunter war ein Genprodukt, dass die Reaktion auf den Wechsel verzögerte. Das Protein SIK1 (für salt inducible kinase 1) wirkt laut Foster wie eine Bremse und verhindert dadurch, dass sich der Körper nach dem Wechsel der Zeitzone sofort auf veränderte Lichtverhältnisse einstellt.

Ein sogenanntes Knockdown-Experiment bestätigte die Ergebnisse. Mäuse ohne SIK1-Gen passten ihre zirkadiane Rhythmik ohne Verzögerung an veränderte Lichtverhältnisse an. Eine solche Therapie ist beim Menschen nicht möglich. Ein Medikament, dass in den Zellen die Aktivität von SIK1 blockiert, läge jedoch im Bereich des Möglichen.

Die Ansprüche an einen Wirkstoff gegen den Jetlag wären jedoch hoch. Da der Jetlag nur ein temporäres Symptom ist und keinen echten Krankheitswert hat, müsste das „Lifestyle“-Medikament gut verträglich sein und ohne langfristige Risiken bleiben. Ob der Hersteller Roche, der an den jetzigen Experimenten beteiligt war, einen solchen Wirkstoff anstrebt, wurde nicht verraten. © rme/aerzteblatt.de

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