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Medizin

Statine: Weniger Katarakt, weniger Demenz

Montag, 2. September 2013

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New Brunswick/Taipeh – Der Einsatz von Statinen ist in der Vergangenheit mit einer erhöhten Rate von Demenzen und Katarakten in Verbindung gebracht worden. Zu beiden Risiken wurden auf der Jahrestagung der European Society of Cardiology in Amsterdam „entlastende“ Studienergebnisse vorgelegt.

Als 1987 mit Lovastatin der erste HMG-CoA-Reduktasehemmer eingeführt wurde, forderte die FDA, dass alle Patienten zu Beginn der Therapie und danach jährlich bei allen Patienten die Augen mit der Spaltlampe untersucht werden sollten. Die Sicher­heitsbedenken gründeten sich auf Beobachtungen an Beagle-Hunden, bei denen es nach der Gabe des Statins zu Linsentrübungen gekommen war.

Die FDA ließ die Forderung zur Augenuntersuchung zwar 1991 wieder fallen, doch das Thema wurde später immer wieder aufgegriffen, zuletzt in einer Analyse der Waterloo Eye Study (Optom Vis Sci. 2012; 89: 1165-71). 

Demgegenüber kommt John Kostis von der Rutgers Universität in New Brunswick/New Jersey in einer Meta-Analyse jetzt zu dem Ergebnis, dass Statine das Kataraktrisiko sogar senken könnten. Laut Kostis handelt es sich um die erste Studie dieser Art. Sie fasst die Daten aus 14 Studien mit 2.399.200 Patienten zusammen.

Das Durchschnittsalter der Patienten betrug 61 Jahre, die mittlere Behandlungsdauer 54 Monate. Kostis ermittelt ein um 20 Prozent verminderte Katarakt-Risiko unter einer Statin-Therapie, das statistisch signifikant war. Für die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie räumt die Studie weitgehend die Bedenken aus, dass eine konsequente Statin-Therapie das Katarakt-Risiko erhöhen könnte. Die Daten sprächen dafür, dass die Gefahr eines Grauen Stars sogar sinkt, erklärte DGK-Pressesprecher Eckart Fleck in einer Stellungnahme.

Anders als bei der Katarakt finden sich die Hinweise zum Demenzrisiko noch in den aktuellen Fachinformationen, auch in Deutschland. Selten seien „nach Markteinführung im Zusammenhang mit der Einnahme von Statinen einschließlich Simvastatin über kognitive Beeinträchtigungen (z. B. Gedächtnisverlust, Vergesslichkeit, Amnesie, Gedächtnisstörungen, Verwirrung) berichtet“ worden, heißt es beispielsweise im Beipackzetteln von Zocor.

Ting-Tse Lin von der Nationalen Universitätsklinik in Taipeh kommt nach einer Auswertung von Versichertendaten aus Taiwan zu einem anderen Ergebnis. Unter den 57.669 Senioren, die mit Statinen behandelt wurden, kam es während einer Nachbeobachtungszeit von 4,5 Jahren keineswegs häufiger, sondern seltener zu Neuerkrankungen einer Demenz.

Diese „protektive“ Wirkung war dabei umso ausgeprägter, je höher die Dosis war. Unter der höchsten Dosis waren Demenzerkrankungen dreimal seltener als in der Vergleichs­gruppe, berichtet Lin. Dass Statine langfristig vor einer Demenz schützen, lässt sich leicht durch die antiatherogene Wirkung erklären. Die Zerebralsklerose gilt als ein wichtiger Risikofaktor für eine vaskuläre Demenz.

Eine Therapie mit Statinen die das Fortschreiten der Atherosklerose bremst, sollte vaskuläre Demenzen deshalb verhindern. Für Fleck ist nun bemerkenswert, dass Lin die vaskulären Demenzen aus seiner Studie herausgelassen hatte. Dies verleihe den Ergebnissen eine besondere Brisanz, findet der Kardiologe. © rme/aerzteblatt.de

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