Medizin
Katarakt: Operation verlängert das Leben
Donnerstag, 5. September 2013
Sydney – Der Graue Star gehört nicht zu den tödlichen Krankheiten. Die mit der Linsentrübung verbundene Sehstörung kann jedoch das Sterberisiko der Patienten erhöhen, wie eine Auswertung einer bevölkerungsbasierten Kohortenstudie in Ophthalmology (2013; 120: 1720-1727) zeigt.
Für die Blue Mountains Eye Study wurden 1992 alle Bewohner ab 50 Jahren in vier kleinen Ortschaften in der Gebirgslandschaft westlich von Sydney augenärztlich untersucht. Die Teilnehmer werden seither alle fünf Jahre nachuntersucht. Bei der Erstuntersuchung war bei 354 Personen eine Katarakt feststellt worden, die die Sehkraft beeinträchtigte.
Nicht alle Patienten folgten dem Rat, sich einer Operation zu unterziehen, bei der die getrübte Linse gegen ein Implantat ausgetauscht wird. Jie Jin Wang vom Westmead Millennium Institute in Sydney hat jetzt beide Gruppen verglichen. Auf den ersten Blick waren die Unterschiede gering. Die Mortalität war bei den Patienten, die sich nicht operieren ließen, nur geringfügig erhöht.
Nach Berücksichtigung von Alter und Geschlecht ermittelte Wang jedoch eine um 40 Prozent erhöhte Mortalität bei den Menschen, die trotz Einschränkungen der Sehfähigkeit die Operation gescheut hatten (Hazard Ratio HR 0,60; 95-Prozent-Konfidenzintervall 0,46-0,77).
Nach Berücksichtigung einer Reihe weiterer Faktoren – darunter Rauchen, Body-Mass-Index, Wohneigentum, berufliche Qualifikation, selbst eingeschätztem Gesundheitszustand, Bewegungsmangel, arterielle Hypertonie, Diabetes, Angina pectoris oder Herzinfarkt, Schlaganfall, Krebs, Asthma und Arthritis – hatten die nicht operierten Patienten sogar eine um 46 Prozent erhöhte Sterblichkeit (HR 0,54; 0,41–0,73), an der sich auch nach Einbeziehen von Medikamenten und Komorbidität wenig änderte (HR 0,55; 0,41–0,73). Eine nicht behandelte Katarakt blieb ein signifikantes Sterberisiko.
Natürlich hat die Augenoperation keinen direkten Einfluss auf die Lebensdauer. Die wieder hergestellte Sehstärke kann nach Einschätzung der American Academy of Ophthalmology aber die Lebensqualität deutlich verbessern. Frühere Untersuchungen hatten gezeigt, dass eine Katarakt das Sturzrisiko erhöht.
Ein anderer Grund für vermehrte Todesfälle könnten Medikationsirrtümer sein, ausgelöst durch die Sehstörungen der älteren Patienten. Schließlich dürfte sich auch die bessere Lebensfreude in der Meidung von Risikofaktoren äußern.
© rme/aerzteblatt.de

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