Ärzteschaft
Nervenärzte fordern mehr Vernetzung bei Behandlung von Depressionspatienten
Dienstag, 10. September 2013
Krefeld – Patienten mit Depressionen benötigen schnell einen Termin beim Arzt oder Psychotherapeuten. Darauf hat der Berufsverband Deutscher Nervenärzte (BVDN) anlässlich des heutigen Welt-Suizid-Präventionstages hingewiesen. „Die beste Möglichkeit, Suizide zu verhindern, ist Menschen mit Depressionen schnell und gut zu betreuen. Depressionen sind gut behandelbar, wenn sie frühzeitig erkannt werden“, sagte der Vorsitzende des BVDN, Frank Bergmann. Je nach Region warteten die Betroffenen aber zum Teil mehrere Wochen oder sogar Monate auf einen entsprechenden Termin, kritisierte er.
In Deutschland nehmen sich jedes Jahr mehr als 10.000 Menschen das Leben, zwei Drittel von ihnen sind Männer. Suizidalität und Depressionen hängen nach Angaben des Deutschen Bündnisses gegen Depression sehr eng zusammen: Neun von zehn Menschen, die Selbstmord verüben, leiden an einer psychiatrischen Erkrankung. Am häufigsten ist dies eine Depression (40 bis 70 Prozent), aber auch Sucht- und Schizophreniepatienten sind gefährdet.
„Patienten mit schwerer depressiver Symptomatik müssen selbstverständlich umgehend behandelt werden, hier geht es unter Umständen um Leben und Tod“, so Bergmann. Das könnten aber psychiatrische Praxen oder Kliniken allein nicht immer leisten. Der BVDN fordert daher eine bessere Vernetzung und bessere Koordination aller Akteure vor Ort.
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„Wir müssen Versorgung viel stärker regional organisieren: Die Frage lautet, welche Angebote gibt es bei uns? – Hausärzte, Fachärzte, Psychotherapeuten, Kliniken und Klinikambulanzen – das ist das Netz, das den Patienten abgestimmt und effektiv betreuen kann“, betont Bergmann. Ziel dabei müsse sein, denjenigen, die akut Hilfe benötigten, schneller und effizienter zu helfen.
Eine solche Zusammenarbeit über die Sektorengrenzen hinweg sei regional zum Beispiel im Rahmen von Integrierten Versorgungsverträgen denkbar. Bislang waren die Krankenkassen laut Bergmann allerdings nur im Rahmen einzelner regionaler Projekte oder Modellprojekte bereit, entsprechende Strukturen zu fördern. „Es ist jetzt an der Zeit, die Erfahrungen aus den Einzelvorhaben zu nutzen und flächendeckend regional abgestimmte Behandlungspfade aufzubauen, welche die Krankenkassen dann auch finanzieren“, forderte der BVDN-Vorsitzende. © hil/aerzteblatt.de

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