Medizin
Rheuma: Kupfer- und Magnetarmbänder in Studie ohne Wirkung
Dienstag, 24. September 2013
York – Die bei Patienten mit rheumatoider Arthritis beliebten Kupfer- oder Magnetarmbänder erzielten in einer randomisierten doppelblinden Studie in PLoS ONE (2013; 8: e71529) keine Wirkung. Dabei wären sie die sicherste und nebenwirkungsärmste Therapie, die Rheumatologen ihren Patienten anbieten könnten, wenn man von allergischen Reaktionen auf das Kupferarmband absieht.
Für mehr als eine Milliarde Euro sollen jährlich Kupfer- oder Magnetarmbänder verkauft werden. Kulturgeschichtlich lässt sich die Magnettherapie auf Anton Mesmer zurückführen, der Anfang des 19. Jahrhunderts seine Patienten durch Wunderheilungen verzauberte.
Die Kupfertherapie verdankt ihre Beliebtheit dem Nachweis des Metalls als essenziellem Spurenelement um etwa 1830 herum. In der jüngsten Vergangenheit wurden die Bänder durch die New-Age-Bewegung ab den 70er Jahren populär. Sehr beliebt sind sie bei Patienten mit rheumatoider Arthritis, da die Erkrankung häufig Gelenke im Hand- und Fingerbereich einbezieht.
Stewart Richmond von der University of York in England konnte in seiner Studie an 70 Patienten mit rheumatoider Arthritis dagegen keinerlei Wirkung feststellen. Die Patienten hatten nacheinander vier Armbänder getragen. Eines war mit etwa 2.200 Gauss stark, das zweite mit etwa 300 Gauss nur schwach magnetisiert. Das dritte war vor der Studie demagnetisiert worden und das vierte bestand aus Kupfer.
Die Patienten trugen ein Armband über jeweils 5 Wochen und wechselten nach einer Woche Pause auf ein anderes. Die Patienten wussten nicht, welches Armband sie trugen und auf Nachfrage stimmten ihre Vermutungen zur Echtheit oder dem Placebo-Charakter des Armbands in allen Gruppen überein.
Überein stimmten auch die Angaben auf den visuellen Analogskalen zum Ausmaß der Gelenkschmerzen. Die beiden magnetischen Armbänder und das Kupferarmband unterschieden sich in ihrer analgetischen Wirkung nicht von dem Placebo-Armband.
Auch das C-reaktive Protein als Entzündungsparameter zeigte keine Reaktion auf die Armbänder ebenso wenig wie die Plasmaviskosität. Die Ärzte stellten keine Unterschiede in der Zahl der geschwollenen Gelenke fest, und der McGill Pain Questionnaire gab keinen Hinweis, dass die Armbänder die Behinderung der Patienten durch die Erkrankung gemildert hätten.
Die Armbänder, die im Durchschnitt über 16 Stunden am Tag getragen worden waren, erwiesen sich als sicher. Allerdings kam es bei sieben Patienten beim Tragen des Kupferarmbands zu Hautirritationen, ein Patient litt unter Kopfschmerzen und einer hatte einen unangenehmen metallischen Geschmack im Mund bemerkt. Dabei waren alle zuvor nach Kupferallergien befragt worden, die ein Ausschlusskriterium für eine Studienteilnahme waren.
Dass die meisten Träger von der Wirkung überzeugt sind, führt Richmond zum einen auf einen Placebo-Effekt zurück, zum anderen könne der typischerweise schubförmige Verlauf rheumatischer Erkrankungen die Patienten davon überzeugen, dass die in der Schmerzphase erworbenen Armbänder für das spätere Abklingen der Beschwerden verantwortlich sind. © rme/aerzteblatt.de

Eine unnötige Studie?

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