Medizin
Studie findet kein erhöhtes Krebsrisiko für Patienten mit Depressionen
Dienstag, 8. Oktober 2013
Saint-Quentin – Den lang vermuteten Zusammenhang zwischen Depressionen und einem erhöhten Krebsrisiko konnte eine große epidemiologische Studie des Epidemiology and Population Health Research Centre an der University of Versailles Saint-Quentin nicht bestätigen. Die Arbeitsgruppe um Cédric Lemogne veröffentlichte die Ergebnisse im American Journal of Epidemiology (doi: 10.1093/aje/kwt217 ).
Depressionen können ein Risikofaktor für weitere gesundheitliche Beeinträchtigungen sein. Depressive Patienten sind häufiger Raucher, bewegen sich oft zu wenig und ernähren sich ungünstig. Zusätzlich können erhöhte Cortisolspiegel und die langfristige Stressreaktion des Körpers die Immunabwehr schwächen. Diese Zusammenhänge könnten für die Patienten auch ein erhöhtes Krebsrisiko bedeuten. Nach Meinung der Forscher fehlen eindeutige Evidenzen, welche diese fragliche Hypothese belegen oder widerlegen können.
Die Studienkohorte umfasste 14.203 Mitarbeiter verschiedener Gas- und Elektrizitätswerke in Frankreich. Krankheitsfälle durch Depressionen, der sogenannten GAZEL-Kohorte, wurden zwischen 1990 und 1993 vom Epidemiology and Population Health Research Centre registriert. Nach 1993 wurden die Mitarbeiter der Studienkohorte bis 1999 dreijährlich zu Depressionssymptomen befragt.
Es folgte bis 2009 ein durchschnittliches Follow-up von 15,2 Jahren. Bei Ausschluss von In-situ Karzinomen und Hautkrebs nicht melanomösen Ursprungs erkrankten insgesamt 1.119 Personen an Krebs. Unter Berücksichtigung sechs verschiedener Krebslokalisationen und vier verschiedener Bewertungsschemata für Depressionen konnten die Forscher keinen positiven Zusammenhang für das Auftreten einer Depression und Krebserkrankungen nachweisen.
Nach Meinung der Wissenschaftler ist zunächst nicht von einem positiven Zusammenhang von Depressionen und Krebs auszugehen. Dennoch verweist die Arbeitsgruppe darauf, dass Depressionen die Mortalität durch Krebserkrankungen erhöhen. Die Leugnung gesundheitlicher Probleme durch den Patienten oder die mangelnde Beachtung somatischer Symptome durch den Arzt könnten dafür verantwortlich sein, so die Forscher
© hil/aerzteblatt.de

Nachrichten zum Thema
