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Haitianische Cholera-Opfer verklagen die Vereinten Nationen

Donnerstag, 10. Oktober 2013

New York – Opfer der verheerenden Cholera-Epidemie in Hawaii gehen juristisch gegen die UNO vor. Es sei eine Massenklage vor einem Gericht in New York eingereicht worden, erklärte gestern die US-Organisation Institut für Justiz und Demokratie in Haiti (IJDH). Fünf Haitianer klagten in Vertretung von Hunderttausenden Betroffenen, sagte der Anwalt Ira Kurzban auf einer Pressekonferenz. Die UNO verwies auf ihre Immunität.  

Die Cholera war im Oktober 2010 in Haiti ausgebrochen. Laut der Klageschrift erkrankten seither mindestens 679.000 Menschen, mehr als 8.300 starben. Als Quelle der Epidemie wurde ein Fluss ausgemacht, der in der Stadt Mirebalais an einem Gelände vorbeifließt, auf dem damals ein Lager nepalesischer UN-Blauhelmsoldaten eingerichtet wurde. Der dort nachgewiesene Cholera-Stamm ist derselbe, der auch in Nepal einen Ausbruch der Krankheit ausgelöst hat. Nach IJDH-Angaben sterben bis heute jährlich 1.000 Menschen in Haiti an der Cholera.  

„Wir denken, dass wir diesen Prozess gewinnen werden“, sagte IJDH-Anwalt Kurzban auf der Pressekonferenz. „Cholera wurde von UN-Truppen nach Haiti gebracht.“ IJDH-Sprecherin Beatrice Lindstrom fügte hinzu, obwohl bereits ein Dutzend Studien zu der Epidemie verfasst worden seien, übernehme die UNO bis heute keine Verantwortung für den Krankheitsausbruch. Lindstrom sagte, um die Epidemie zu beenden, würden 2,2 Milliarden Dollar (1,47 Milliarden Euro) benötigt. Es werde zehn Jahre dauern, die Cholera zu besiegen.  

Die UNO hatte bereits im Februar 2013 Forderungen der Betroffenen nach Schadenersatz abgelehnt. Dabei beriefen sich die Vereinten Nationen auf ihre Immunität, die in einer UN-Konvention von 1946 geregelt ist. Gestern erklärte ein UN-Sprecher, die Organisation bleibe bei dieser Position.  

Die Klageeinreichung wollte Sprecher Farhan Haq nicht kommentieren. „Es entspricht nicht den Gewohnheiten der UNO, gegen sie eingereichte Klagen öffentlich zu diskutieren“, sagte Haq. Zugleich versicherte er, die UNO werde „alles in ihrer Macht Stehende tun, um der Bevölkerung von Haiti bei der Überwindung der Cholera-Epidemie zu helfen“.   

Im Mai hatten die Vertreter der Opfer der UNO 60 Tage Zeit gegeben, um Schadenersatz zu zahlen, und andernfalls eine Klage angedroht. Die Anwälte forderten damals 100.000 Dollar für die Hinterbliebenen jedes Cholera-Toten und 50.000 Dollar für jeden Überlebenden.   

Die Krankheit verursacht schweren Durchfall und Erbrechen und kann unbehandelt in kurzer Zeit zum Tod führen. Vor dem Ausbruch war Haiti von einem schweren Erdbeben heimgesucht worden, bei dem im Januar 2010 etwa 250.000 Menschen starben. © afp/aerzteblatt.de

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