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Medizin

Bariatrische Operation: Mehr Komplikationen bei ungeschickten Chirurgen

Donnerstag, 10. Oktober 2013

dpa

Ann Arbor – Die Bewertung von bariatrischen Operationen anhand von Videoaufnahmen ermöglichte in einer Studie im New England Journal of Medicine (2013; 369: 1434-1442) eine recht gute Vorsage des postoperativen Komplikationsrisikos. Die Unterschiede zwischen den technisch versierten und den etwas weniger geschickten Chirurgen waren beachtlich.

Kurzer Schnitt und sauber vernäht ist gut operiert. Auf diese einfache Regel lässt sich der Erfolg einer Operation nicht reduzieren, schon gar nicht in der minimal-invasiven Chirurgie, in der das Blickfeld eng und der Raum für die eingesetzten Instrumente knapp bemessen ist.

Als besonders anspruchsvoll gelten bariatrische Operationen und hier vor allem die Magenbypass-Operationen, bei denen der Chirurg eine hochgezogene Dünndarm­schlinge an einen verkleinerten Magen anlegen und die stillgelegte Schlinge mit Restmagen, Duodenum und oberem Jejunum mit der Bypassschlinge end-zu-seit-anastomisieren muss. Das erfordert einiges Geschick vom Chirurgen, der nicht nur sein technisches Ziel erreichen muss, sondern auf dem Weg dahin auch das Gewebe schonend behandeln sollte, um spätere Komplikationen zu vermeiden.

John Birkmeyer vom Center for Healthcare Outcomes and Policy an der University of Michigan in Ann Arbor und Mitarbeiter haben 20 bariatrische Chirurgen gebeten, ein Operationsvideo ihrer Wahl einzureichen. Jedes Video wurde von mindestens zehn anderen Chirurgen begutachtet. Sie beurteilten das schonende Vorgehen („gentleness“), Zeit und Bewegung, Handhabung der Instrumente, Ablauf der Operation, das Freilegen des Gewebes und die allgemeinen technischen Fähigkeiten ihres Kollegen mit Noten von 1 (ausreichend für einen Assistenten) bis 5 (Meisterchirurg).

Die Urteile fielen milde aus. Die Chirurgen erhielten Gesamtnoten zwischen 2,6 und 4,8. Der Einfluss der Noten auf die postoperativen Ergebnisse war jedoch deutlich. Die Komplikationsrate schwankte zwischen 5,2 Prozent im Quartal der Chirurgen mit den besten Noten bis zu 14,5 Prozent bei den am schlechtesten benoteten Chirurgen.

Die Unterschiede bestanden dabei weniger in offensichtlichen Fehlern wie Leckagen oder Perforationen. Eine schlechte Operationstechnik führte postoperativ eher zu Darmverlegungen, Infektionen und Blutungen, und es kam häufiger zum Nierenversagen und zu Lungenkomplikationen. Ungeschickte Chirurgen benötigten im Durchschnitt ein Drittel länger für ihre Operation.

Interessanterweise hatten die besten und schlechtesten Chirurgen eine gleich lange Berufserfahrung. Die Kollegen im obersten und untersten Quartal waren durchschnittlich seit 11 Jahren in der bariatrischen Chirurgie tätig. Es mag deshalb wie bei Musikern und Sportlern Chirurgen geben, die einfach mehr Talent mitbringen als andere, schreibt Birkmeyer in der Publikation.

Aber auch bei Musikern und Athleten hänge die Leistung von der Übung und dem Training ab. Birkmeyer ist deshalb optimistisch, dass Chirurgen ihre Fähigkeiten durch Übung verbessern können. In Ann Arbor sei man deshalb dazu übergegangen, Chirurgen häufiger bei ihren Kollegen visitieren zu lassen und die Videos von gelungenen Operationen zu Fortbildungszwecken auszutauschen. © rme/aerzteblatt.de

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