Politik
Streit um den AOK-Krankenhausnavigator
Montag, 14. Oktober 2013
Berlin – Streit um den sogenannten AOK-Krankenhausnavigator gibt es zwischen Kliniken und Allgemeinen Ortskrankenkassen (AOK): Wie das Hamburger Nachrichtenmagazin Spiegel berichtet, strengen zwei Krankenhäuser Musterprozesse gegen den Navigator an. Dieser veröffentlicht unter anderem die Daten der gesetzlich vorgeschriebenen Klinik-Qualitätsberichte, ergänzt sie aber durch eine Auswertung von anonymisierten Abrechnungsdaten ihrer Versicherten.
„Denn die regierungsamtliche Qualitätsmessung krankt an einem Problem: Sie untersucht nur die Dauer des Krankenhausaufenthaltes“, heißt es in dem Spiegel-Beitrag. Ob ein Patient aber etwa Wochen nach einer Operation mit Komplikationen wieder eingeliefert werden müsse, lasse sich nicht direkt ablesen. Um diese Rückfallquoten zu bestimmen, lasse die AOK die anonymisierten Abrechnungsdaten ihrer Versicherten auswerten, so der Beitrag im Spiegel.
Vor allem gegen dieses Vorgehen sträuben sich die Kliniken vor Gericht. Das St. Antonius Hospital aus Eschweiler will sich dem Bericht zufolge vor dem Sozialgericht Berlin gegen die Bewertungsmethode wehren, das Klinikum Oberberg zieht vor das Landgericht Köln. Ein Eilverfahren haben die jeweils zuständigen Richter im September in beiden Fällen abgelehnt. Die beiden Kliniken wollen aber noch in diesem Jahr ihre Klage im Hauptsacheprozess einreichen.
Bei ihrer Klage erhalten die beiden Kliniken finanzielle Hilfe aus dem Prozesskostenfonds der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen. Einem Rundschreiben zufolge will die Gesellschaft ihren Mitgliedern Anfang November ein Rechtsgutachten zur Verfügung stellen, das weitere „klageinteressierte Krankenhäuser“ nutzen könnten, wie das Magazin berichtet.
„Die Patienten wollen heute wissen, wie die Qualität der Versorgung ist. Und diese Qualität ist messbar“, sagte eine Sprecherin des AOK Bundesverbandes gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. „Wir wehren uns nicht gegen die Veröffentlichung von Qualitätsdaten. Ich bin nur dafür, dass es dabei sauber zugeht“, sagte der Hauptgeschäftsführer des Klinikums Oberberg, Joachim Finklenburg. Er ist auch Vizepräsident der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen.
Allerdings sehen nicht alle Krankenhäuser die AOK-Daten kritisch: Das Nachrichtenmagazin zitiert hierzu den Vorstand der Initiative Qualität Medizin (IQM), Axel Ekkernkamp, Ärztlicher Direktor und Geschäftsführer des Unfallkrankenhauses Berlin-Marzahn. Der IQM gehören 214 deutsche Krankenhäuser an. Sie veröffentlichen die AOK-Qualitätsberechnungen freiwillig. „Ich würde es bedauern, wenn wir diese Zahlen aus dem Netz nehmen müssten“ so Ekkernkamp gegenüber dem Spiegel. © hil/aerzteblatt.de

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