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Medizin

Erkältungspatienten profitieren nicht von Ibuprofen und Dampfinhalationen

Mittwoch, 6. November 2013

dpa

Southampton – Zwei gängige Erkältungstherapien untersucht haben Wissenschaftler um Paul Little von der University of Southampton. Ergebnis: Ibuprofen könnte bei akuten Infekten des oberen Respirationstraktes die Erkrankungsdauer im Vergleich zu Paracetamol verlängern und Dampfinhalationen zeigen keinen klinischen Nutzen. Die Forscher veröffentlichten im British Medical Journal (http://dx.doi.org/10.1136/bmj.f6041).

Zwei bis fünf Mal jährlich erkältet sich ein immunkompetenter Erwachsener. Kausal können Erkältungskrankheiten bisher nicht behandelt werden, sodass sich Mediziner auf eine symptomatische Therapie beschränken müssen. Kopf- und Gliederschmerzen sowie Fieber können den Einsatz von Schmerzmitteln und Antipyretika notwendig machen.

Ibuprofen und Kombinationstherapien von Ibuprofen und Paracetamol sind nach Anga­ben der Arbeitsgruppe besonders für die Schmerz- und Fiebertherapie bei Kindern geeignet. Für Erwachsene gäbe es wenig einheitliche Empfehlungen.

Häufig greifen Patienten auf naturheilkundliche Verfahren zurück wie die Dampfin­halation. Der Einsatz von Dampfinhalationen sei zwar gängig und werde häufig von Medizinern empfohlen, doch belastbare Belege für potenzielle Nutzen und Risiken gebe es bisher kaum.

Die Forscher schlossen 889 ambulant behandelte Patienten, welche an einem akuten respiratorischen Infekt litten, in ihre Studie ein. Das Mindestalter für die Studie betrug drei Jahre. Die Wissenschaftler randomisierten die Patienten in zwölf Gruppen, die entweder Ibuprofen, Paracetamol oder eine alternierende Kombination in unter­schiedlichen Dosierungsschemata einnahmen (kontinuierlich versus Bedarf).

Zusätzlich untersuchte die Arbeitsgruppe den klinischen Nutzen von mindestens drei 15-minütigen Dampfinhalationen pro Tag. Die Patienten dokumentierten ihren Erkrankungsverlauf in Tagebüchern. Sie konnten die Schwere der Symptome auf einer Skala von Null bis Sieben bewerten.

In der Reduktion der Symptomschwere konnten die Forscher in den meisten Subgruppen für Ibuprofen keinen Vorteil nachweisen (adjustierte Differenz= 0,04, KI 95% = -0,11 bis 0,19). Die Ausnahme bildeten Patienten mit Infektionen des unteren Respirationstraktes (adjustierte Differenz= 0,40, KI 95%= -0,04 bis 0,26). Bei Kindern konnten die Wissen­schaftler ebenfalls Behandlungsvorteile für Ibuprofen nachweisen (adjustierte Differenz= -0.47, KI 95%: -0.76 bis -0.18).

Patienten unter Ibuprofen oder alternierender Kombinationstherapie stellten sich häufiger wieder vor wegen persistierender oder neuer Symptome als die Vergleichs­gruppe, die nur Paracetamol einnahm ( 20 Prozent und 17 Prozent versus 12 Prozent).

Für die Dampfinhalation konnten die Wissenschaftler keinen klinischen Nutzen feststellen. Zwei Prozent der Patienten erlitten während der Anwendung leichte Verbrennungen, die keiner Behandlung bedurften.

Die Wissenschaftler vermuten, dass Ibuprofen als Hemmstoff der Cyclooxygenase I und II inflammatorische Prozesse abschwächt und so den Erkrankungsverlauf verlängern könnte. Momentan empfehlen sie Ibuprofen nur für Subgruppen, die nach der Studie einen klinischen Nutzen aus der Anwendung ziehen. Für die Dampfinhalation besteht nach Ansicht der Arbeitsgruppe kein nachweisbarer Vorteil.   © rme/aerzteblatt.de

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