Medizin
Endokrinologen kritisieren fehlende Cholesterinzielwerte in US-Leitlinie
Freitag, 15. November 2013
Bochum – Eine Leitlinie des American College of Cardiology und der American Heart Association hat die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) kritisiiert. Der Grund: Die US-Leitlinie verzichtet auf Cholesterinzielwerte.
Artherosklerose ist laut der DGE oft die Folge zu hoher Cholesterinwerte im Blut, insbesondere einer hohen Konzentration des LDL-Cholesterins. Die Gefäße verlieren ihre Elastizität. Bilden sich dann Gerinnsel, kann es zu einem Gefäßverschluss und in der Folge zu einem Herzinfarkt oder Schlaganfall kommen. „Seit den 90er Jahren werden Statine erfolgreich eingesetzt, um das LDL-Cholesterin zu senken. Damit konnte die Häufigkeit von Erkrankungen und auch die Sterblichkeit reduziert werden“, sagte Helmut Schatz, Mediensprecher der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie.
Die Mitte November veröffentlichte US-Leitlinie bedeutet dagegen einen radikalen Wechsel in der Verordnungspraxis: Die Cholesterol-Leitlinie aus dem Jahr 2002 empfahl, Patienten sollten dann Statine einnehmen, wenn ihr Zehn-Jahres-Risiko, eine Herz-Kreislauf-Erkrankung zu erleiden, 20 Prozent betrage. Von den ermittelten Risiken hängt auch der Zielwert des LDL-Cholesterinspiegels ab. Bei einem hohen kardiovaskulären Risiko beträgt der LDL-Wert 100 mg/dl.
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Die neue US-amerikanische Empfehlung gibt nun keine festen Zielwerte beim Cholesterinspiegel mehr vor. Sie besagt lediglich, dass jene Patienten Statine einnehmen sollten, deren Risiko für einen Herzinfarkt oder Schlaganfall innerhalb der nächsten Dekade bei mehr als 7,5 Prozent liegt. „Die neue US-Leitlinie ist eine Neuorientierung und unterscheidet sich von unseren Strategien. Da es keine Interventionsstudien gibt, die Zielwerte miteinander vergleichen, so die Argumentation der Amerikaner, könne auf Zielwerte auch ganz verzichtet werden”, erläutert Klaus Parhofer, Leiter der Arbeitsgruppe Stoffwechsel am Klinikum der Universität München Großhadern.
Er plädiert dafür, den lange erprobten Weg der Cholesterin-Zielwerte weiterzugehen. „Nicht zuletzt die konsequente Umsetzung dieser Behandlungsstrategie, also das Abschätzen des Gesamtrisikos, das Festlegen eines Zielwertes und die Gabe von Statinen, hat zum Rückgang der atherosklerotischen kardiovaskulären Erkrankungen geführt“, betont er. Wichtig sei aber auch, die medikamentöse Therapie mit Lebensstiländerungen zu kombinieren“, ergänzt Schatz. © hil/aerzteblatt.de

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