Ärzteschaft
Kinderschutz: Abschottung der Versorgungsbereiche überwinden
Mittwoch, 20. November 2013
Köln – Fast ein Drittel aller Kinder bekämen in ihrem Leben eine Sprachtherapie, sagte Elke Jäger-Roman, Kinder- und Jugendärztin und Mitglied der Initiative „Deutsches Kinderbulletin – Jedem Kind eine Chance“, heute in Berlin. Insbesondere Kinder aus sozial schwachen Familien seien davon betroffen. Doch Sprachtherapie alleine reiche nicht aus. Damit sich die Betreuung und der Kinderschutz verbesserten, müssten alle Berufsgruppen, die mit Kindern zusammenarbeiten, besser miteinander vernetzt sein. Dazu gehörten Kinderärzte, Erzieher, Jugendämter und wohltätige Einrichtungen.
„Momentan haben wir eine Versäulung der Hilfesysteme“, erläuterte Ulrich Fegeler, Kinder- und Jugendarzt, und Pressesprecher des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte Deutschlands. Die einzelnen Akteure arbeiteten nebeneinander her, was eine effektive Förderung und den Schutz von Kindern verhindere.
Die Initiative „Deutsches Kinderbulletin“ hat sich zum Ziel gesetzt, an der Zusammenführung der Hilfesysteme mitzuwirken, indem sie den politisch Verantwortlichen gezielt Vorschläge für eine qualitativ hochwertige Betreuung macht. Sie setzt sich aus Kinder- und Jugendärzten, Wissenschaftlern, Politikern und Publizisten zusammen.
Der erste veröffentlichte Leitfaden nimmt Bezug auf die Betreuung in diesem Bereich und Förderung von Kleinkindern. Um eine Verbesserung zu erreichen, wird gefordert, dass ein Teil der Erzieherinnen und Erzieher künftig eine akademische Ausbildung durchlaufen muss.
Zudem müsse ein öffentliches Qualitätsmonitoring aufgebaut werden, das die Struktur-, Prozess- und Ergebnisqualität der Betreuung adäquat berücksichtige. Darüber hinaus fordern die Mitglieder der Initiative ein auf mindestens fünf Jahre angelegtes Programm zur Verbesserung der Qualität der Kinderbetreuung- und Förderung, das alle Akteure auf Kommunal-, Länder- und Bundesebene mit einbindet und aktiviert.
Eine zentrale Forderung des „Deutschen Kinderbulletins“ ist das Einrichten von Familienzentren, in denen Eltern, Kinder und die Akteure aus den Hilfesystemen den Kontakt zueinander finden. Dies helfe, die Abschottung der einzelnen Versorgungsbereiche zu überwinden. Für die Umsetzung der Vorhaben seien zusätzliche Finanzierungspakete in Milliardenhöhe notwendig.
© Ol/aerzteblatt.de

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