Politik
AOK und Krankenhausgesellschaft NRW streiten um Qualitätsdaten
Freitag, 29. November 2013
Düsseldorf – Neuen Streit um Qualitätserhebungen der AOK Rheinland/Hamburg bei Knie-, Hüft- oder Gallenblasen-OP gibt es zwischen den Krankenkassen und der Krankenhausgesellschaft Nordrhein-Westfalen eV (KGNW). Anlass ist eine Auswertung von 43.500 Operationen aus den Jahren 2009 bis 2011 durch die AOK. „Im Bereich der planbaren Hüft-OPs treten bei den Kliniken, die schlechter abgeschnitten haben, bis zu 15mal häufiger Komplikationsfälle auf als bei den besten“, hieß es gestern von der Krankenkasse.
Bei der Einsetzung eines künstlichen Kniegelenks erreiche dieser Faktor den Wert 13,5, während er bei der Gallenblasen-Entfernung wegen Gallensteinen bei 11,2 und bei der Hüftersatz-OP bei Hüftfraktur bei 10,1 liege. Die AOK beruft sich dabei auf die sogenannte Qualitätssicherung mit Routinedaten (QSR-Verfahren). Sie wertete dabei Operationsfälle von 143 Krankenhäusern zwischen Emmerich und Euskirchen aus.
„Das QSR-Verfahren ist das bislang einzige Verfahren, das systematisch den weiteren Behandlungsverlauf eines Versicherten nach der Entlassung aus dem Krankenhaus betrachtet und in die Qualitätsbewertung einer Klinik mit einbezieht“, sagte Matthias Mohrmann, Vorstandsmitglied der AOK Rheinland/ Hamburg mit dem Zuständigkeitsbereich Krankenhaus-Versorgung.
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Gerade in diesem Nachbeobachtungszeitraum unterschieden sich die Kliniken im Auftreten stationär behandlungsbedürftiger Komplikationen. Mit der aktuellen Auswertung sollen die AOK-Versicherten, aber auch andere Versicherte, über die Qualitätsunterschiede zwischen den Kliniken im Rheinland informiert werden, so die Kasse. Sie nutzt die QSR-Auswertung daher auch für ihren AOK-Gesundheitsnavigator im Internet.
Deutliche Kritik an dem Verfahren übte die Krankenhausgesellschaft NRW. „Die Bewertungen sind irreführend und haben deutliche methodische Mängel“, erklärte ein Sprecher gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt. Er verweist auf eine Stellungnahme des Zweiten Vizepräsidenten der KGNW, Joachim Finklenburg, gegenüber dem Westdeutschen Rundfunk (WDR). Danach ist es auffällig, dass kleine Krankenhäuser bei den AOK-Bewertungen in der Regel schlechter abschneiden als große. Patienten, die den AOK-Klinik-Kompass nutzten, würden für ihre Behandlung also eher ein großes Haus wählen.
„Ich vermute, die AOK möchte Patientenströme umlenken in für sie genehme Krankenhäuser. Sie möchte wirtschaftliche Vorteile verhandeln, die aber nicht berechtigt sind. Ich glaube, das ist das große Problem, dass es nicht um Qualität geht“, so Finklenburg gegenüber dem WDR-Magazin Westpol. © hil/aerzteblatt.de

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