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Medizin

Postthrombotisches Syndrom: Kompressionstrümpfe in Studie ineffektiv

Freitag, 6. Dezember 2013

Montreal – Die Kompressionstherapie mit Stützstrümpfen, Basisbehandlung jeder chronisch-venösen Stauung, hat einer randomisierten kontrollierten Studie bei Patienten mit tiefen Venenthrombosen die Entwicklung eines postthrombotischen Syndroms überraschenderweise nicht verhindert. Die Autoren stellen im Lancet (2013; doi: 10.1016/S0140-6736(13)61902-9) den Sinn der Therapie infrage.

Bei 25 bis 50 Prozent aller Patienten kommt es in den Monaten nach einer tiefen Venenthrombose zur Entwicklung eines postthrombotischen Syndroms. Es ist gekenn­zeichnet durch Schmerzen und einer dauerhaften Schwellung des betroffenen Beines, die am Abend zu- und im Liegen abnimmt. Die Kompressionstherapie ist eine plausible Therapie, da sie Ödeme reduziert und eine venöse Stauung verhindert.

Um so enttäuschender fallen die Ergebnisse der Studie aus, die Susan Kahn vom Jewish General Hospital in Montreal und Mitarbeiter durchgeführt haben. In der ersten "placebo"-kontrollierten Studie zur Fragestellung waren an 24 Zentren in Kanada und den USA 410 Patienten mit Kompressionsstrümpfen versorgt worden, die aber nur bei der Hälfte der Studienteilnehmer den für die Kompressionstherapie erforderlich Druck von 30 bis 40 mm Hg aufbrachten. Bei den anderen waren es nur 5 mm Hg, was allgemein nicht als ausreichend angesehen wird, um ein postthrombotisches Syndrom zu verhindern.

Am Ende trat die Störung jedoch in beiden Studiengruppen gleich häufig auf. Nach den Ginsberg-Kriterien (Beinschwellung von mehr als 1 Monat Dauer) hatten nach zwei Jahren 14,2 Prozent der Träger echter Kompressionsstrümpfe ein postthrombotisches Syndrom, während es in der „Placebo“-Gruppe nur 12,7 Prozent waren (Unterschied nicht signifikant). Auch auf der weniger strikten Villalta-Skala, die fünf Symptome (wie Schmerz) und sechs Krankheitszeichen (wie Ödeme) bewertet, gab es keine Unter­schiede. Hier erfüllten nach zwei Jahren in beiden Gruppen etwa die Hälfte der Patienten das Kriterium eines postthrombotischen Syndroms.

Die Studie stellte die Ergebnisse von zwei früheren randomisierten Studien infrage, in denen die Kompressionsstrümpfe durchaus eine Wirkung erzielt hatten. Diese beiden Studien waren jedoch nicht „placebo“-kontrolliert. Kahn hält deshalb die Verordnung von Kompressionsstrümpfen, die mehr als 100 US-Dollar das Paar kosten und von den meisten Patienten nicht geliebt und oft nicht getragen werden, infrage.

Diesem Fazit mag sich die Editorialistin Arina J ten Cate-Hoek von der Universität Maastricht nicht anschließen. Sie vertritt die Ansicht, dass die Kompressionsstrümpfe, wenn sie konsequent getragen werden, sehr wohl eine präventive Wirkung entfalten können. Die kanadische Studie dürfte jedoch in den nächsten Monaten für lebhafte Diskussionen unter den Experten sorgen, meint ten Cate-Hoek, die derzeit mit der Ideal Deep Venous Thrombosis (DVT) Study (IDEAL) eine vergleichbare Studie in den Niederlanden und Italien durchführt. Ergebnisse sollen im Juli 2016 vorliegen. © rme/aerzteblatt.de

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