NewsMedizinStudie: Allergieschutz durch Haushund entsteht im Darm
Als E-Mail versenden...
Auf facebook teilen...
Twittern...
Drucken...

Medizin

Studie: Allergieschutz durch Haushund entsteht im Darm

Dienstag, 17. Dezember 2013

dpa

San Francisco – Hausstaub aus Wohnungen, in denen ein Hund gehalten wurde, hat in einer tierexperimentellen Studie Mäuse vor einer späteren Allergie geschützt. Die Wirkung wurde einer Studie in den Proceedings of the National Academy of Sciences (2013, doi: 10.1073/pnas.1310750111) zufolge durch bestimmte Darmbakterien vermittelt – was eine probiotische Allergieprävention vorstellbar erscheinen lässt.

Die derzeit beste Möglichkeit, Kleinkinder vor einer späteren Allergie zu schützen, besteht darin, sich einen Hund anzuschaffen. Das ist jedenfalls der Ratschlag vieler Allergologen. Das Tier sollte sich möglichst nicht nur in der Wohnung aufhalten, sondern auch im Freien Allergene einsammeln, um das Immunsystem des Kindes zu trainieren. Das Kind nimmt, so unappetitlich dies erscheinen mag, die Allergene über den Mund auf und leitet sie an den Darm weiter.

Dass die Zusammensetzung der Darmflora die Allergiebereitschaft beeinflusst, hat John Penders von der Universität Maastricht schon 2007 herausgefunden. Er konnte damals zeigen, dass Säuglinge, deren Darm in den ersten Wochen mit E. coli oder C. difficile besiedelt wurde, häufiger als andere Kinder später an Allergien erkranken. Die Mikrobiologin Susan Lynch von der Universität von Kalifornien in San Francisco fand später heraus, dass diese Mikroben mit den Hunden in die Wohnung und von da in den Darm der Kleinkinder gelangen.

Für die aktuellen Experimente sammelte Lynch Hausstaub aus zwei Wohnungen. Eine war haustierfrei, in der anderen lebte ein Haus- und Gartenhund. Die Staubproben wurden dann Mäusen ins Trinkwasser gemischt. Später wurden die Tiere mit einer Mischung aus Küchenschaben und Eiweißproteinen sensibilisiert. Bei den Mäusen, die dem Staub der haustierfreien Wohnung ausgesetzt waren, kam es daraufhin zu Symptomen in den Atemwegen und einer allergischen Reaktion mit einer gestörten TH1-/Th2-Imbalance. Die Mäuse, die sich den Staub aus dem Hundehaushalt einverleibt hatten, waren davor weitgehend geschützt.

Lynchs Team untersuchte dann, wie sich der Kot der Mäuse durch die Hunde-Hausstaubexposition verändert hat. Bei den nicht-allergischen Tieren hatte sich Lactobacillus johnsonii im Darm vermehrt. Der Keim gehört zu den sogenannten probiotischen Milchsäurebakterien. Der nächste logische Schritt bestand darin, die Mäuse statt mit dem Hunde-Hausstaub mit L. johnsonii zu füttern. Das probiotische Bakterium erzielte tatsächlich eine gewisse präventive Wirkung gegen allergische Reaktionen in den Atemwegen. Auch Infektionen mit dem Respiratory-Syncytial-Virus (RSV), die bei Kleinkindern das Asthmarisiko erhöhen, brachten das Immunsystem der Mäuse nicht mehr durcheinander.

Die Protektion fiel insgesamt jedoch schwächer aus als nach der Exposition mit dem Hunde-Hausstaub. Lynch vermutet deshalb, dass noch andere Faktoren eine Rolle spielen. Die Studie bestätigt nicht nur die von vielen Allergologen vertretene Hygiene-Hypothese, nach der zu viel Reinlichkeit und ein Mangel an Keimen die Entwicklung von Allergenen begünstigt. Sie könnte auch den Weg zu einer Allergen-Prävention mit Probiotika öffnen. Wirksamkeit und Sicherheit müssten jedoch zunächst in klinischen Studien untersucht werden. © rme/aerzteblatt.de

Themen:
LNS
VG WortLNS

Fachgebiet

Stellenangebote

    Weitere...

    Archiv

    NEWSLETTER