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Politik

Zahl der Pflegebedürftigen steigt weiter an

Mittwoch, 18. Dezember 2013

dpa

Berlin – Die Zahl der Pflegebedürftigen ist auf einen neuen Höchststand gestiegen. Gab es im Jahr 1999 noch zwei Millionen pflegebedürftige Menschen in Deutschland, waren es im Jahr 2011 2,5 Millionen. Das geht aus dem Barmer GEK Pflegereport 2013 hervor, der heute in Berlin vorgestellt wurde. Dieser Anstieg beruhe allein auf der demogra­fischen Alterung, heißt es in dem Report. Hätte sich der Altersaufbau der  Bevölkerung nicht verändert, wäre die Zahl der Pflegebedürftigen zumindest gleich geblieben. Der Anstieg werde in den kommenden Jahren weitergehen und seinen Höchststand mit 4,5 Millionen Pflegebedürftiger im Jahr 2050 erreichen.

Einer der Autoren des Pflegereports, Heinz Rothgang vom Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen, wies darauf hin, dass es infolge des längeren Lebens keine „Kompression der Morbidität“ gebe. Die Hoffnung, dass sich die Krankheitsphase am Ende des Lebens komprimiert, also kürzer wird, könne nicht bestätigt werden, so Rothgang. Im Gegenteil: Der Anteil der Pflegebedürftigkeit an der Lebenszeit habe im Rahmen der demografischen Entwicklung sogar zugenommen.

Wie aus dem Report hervorgeht, sind es weiterhin in erster Linie Frauen, die Angehörige pflegen. Während 1,3 Millionen Männer angaben, die Pflege von Angehörigen zu übernehmen, waren es bei den Frauen 2,2 Millionen.

Trend zur professionellen Versorgung
Zudem zeige sich ein Trend hin zu professioneller Versorgung, erklärte Rothgang. Besonders stark seien dabei die ambulanten Pflegedienste gewachsen. 2012 betreuten sie fast 23 Prozent aller pflegebedürftigen Menschen in Deutschland – 2006 waren es noch 20 Prozent gewesen. In stationären Pflegeheimen sank dieser Wert hingegen von 29,6 Prozent im Jahr 2006 auf 28,8 Prozent im vergangenen Jahre. „Hier scheint der Grundsatz ‚ambulant vor stationär‘ reale Wirkung zu zeigen“, meinte Rothgang.

Die Autoren des Pflegereports 2013 haben auch untersucht, wie häufig Rehabilitations­maßnahmen durchgeführt werden, um Pflegebedürftigkeit zu verhindern. Demnach haben 15 Prozent aller Pflegebedürftigen, die älter als 65 Jahre alt sind, vor Pflegeeintritt eine medizinische Rehabilitation erhalten.

Rehabilitation vor Pflege
Zudem erhielten auch sieben Prozent der Pflegebedürftigen Reha-Maßnahmen. „Es ist also keineswegs so, dass Rehabilitation bei Pflegebedürftigen überhaupt nicht stattfindet“, kommentierte der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Barmer GEK, Rolf-Ulrich Schlenker. Im Gegenteil: Der Grundsatz „Rehabilitation vor Pflege“ werde gelebt.  

Wie erfolgreich die Reha-Maßnahmen sind, habe allerdings nicht untersucht werden können, sagte Rothgang. „Die Versorgungsforschung mit Routinedaten stößt hier an Grenzen. Es bleiben Fragezeichen hinter der Reha, so plausibel sie auch erscheint.“

Die im Koalitionsvertrag angekündigten Reformen im Bereich der Pflegeversicherung bezeichnete Schlenker als „bemerkenswert positiv“. Gut sei zum Beispiel, dass nun „schnellstmöglich“ ein neuer Pflegebedürftigkeitsbegriff eingeführt werden soll. Mit der Anhebung des Pflegeversicherungsbeitrages könnten zudem wichtige Projekte angestoßen werden.

Und auch das Thema Wohnumfeldverbesserung, die zu mehr Barrierefreiheit in den Wohnungen der Menschen führen solle, sei zu loben. Nicht richtig sei hingegen die Bildung eines Kapitalstockes in der Pflege, denn Geld sei im Hinblick auf Zinsen und die Stabilität der Finanzmärkte flüchtig. © fos/aerzteblatt.de

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Kommentare

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Avatar #99427
pituswf
am Mittwoch, 18. Dezember 2013, 22:19

Ursachen der Pflegebedürftigkeit behandlen und nicht abwarten...

Warum denken wir nicht um? Wer möchte gerne gepflegt werden? Pflegebedürftig werden doch diejenigen, die darauf "zugearbeitet" haben: Demenz, Arteriosklerose, Herzinfarkte und "Schlaganfälle" sind keine unerwarteten Ereignisse, sondern werden jahrzehntelang "vorbereitet". Wenn wir mehr in die Prävention von Diabetes, Homocysteinämie, Infektionskrankheiten und in die gesunde Lebensweise investieren würden, kämen wir finanziell deutlich günstiger davon. Leider sind wir ein Volk der "Heiler" und nicht der "Schützer". Therapie wird massiv gefördert (neue, teure "Alzheimer"-Medikamente, extrem teure "MS"-Präparate, neue Krebs-Therapien, die insgesamt nur die Leiden verlängern, aber nicht verbessern). Prävention heißt: den Blutzucker schon in der Jugendzeit senken (Logi-, Glyx-Diät, Atkins,...), die Risikofaktoren in der Kindheit erkennen (Homocystein, Lipprotein(a), LDL-Cholesterin,...),Rauchen sanktionieren (und nicht die Zigarettenautomaten vor den Schulen platzieren),Omega-3-Fettsäure-Anteil in der Nahrung erhöhen, usw.
Leider werden schon die Kinder in den Schulen fehlinformiert; das so gesunde "Vollkornbrot" oder "Müsli" als non-plus-ultra gepriesen, was eine absolute Katastrophe darstellt, werden als "optimale Nährstoffquellen" bezeichnet. Ein weiter-so führt ins finanzielle Chaos. Umdenken ist angesagt. Ein wenig das eigene Gehirn einschalten, bevor der Mund aufgemacht wird...
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