Medizin
Reservoir gefunden: HI-Viren überleben in T-Gedächtniszellen
Montag, 13. Januar 2014
Boston – US-Forscher haben möglicherweise das seit langem gesuchte Rückzugsgebiet von HI-Viren im Körper entdeckt. Die Viren infizieren laut einer Studie in Nature Medicine (2014; doi: 10.1038/nm.3445) bestimmte Stammzellen von T-Gedächtniszellen, die damit zu einem Angriffsziel für eine Therapie werden könnten, um die HI-Viren vollständig zu eradizieren.
Die derzeitigen antiretroviralen Medikamente können die HIV-Infektion bekanntlich nicht heilen, obwohl die infizierten CD4-Zellen eine begrenzte Lebensdauer haben. Selbst nach einer jahrelangen erfolgreichen Suppression der Virus-Replikation kommt es nach dem Absetzen der Wirkstoffe immer zu einem Rezidiv. Verantwortlich sind die Rückzugsgebiete der HI-Viren im Körper, die auch als Reservoir bezeichnet werden. In welchen Zellen die HI-Viren überdauern, ist bislang unbekannt.
Das Team um Mathias Lichterfeld vom Massachusetts General Hospital in Boston glaubt jetzt, die Zellen in sogenannten CD4-positiven T-Gedächtnisstammzellen (TSCM) gefunden zu haben. Die Forscher können zeigen, dass die HI-Viren in diesen erst vor wenigen Jahren entdeckten Zellen über Jahre in hoher Konzentration enthalten sind. Sogenannte phylogenetische Studien zeigen, dass sich das Erbgut der TSCM im Verlauf der Zeit kaum verändert, was die Stammzelleigenschaften der Zellen unterstreicht.
Sollte es sich tatsächlich um das gesuchte Reservoir handeln, könnten die TSCM-Zellen ein Angriffspunkt für neue Therapien sein. Bei Krebserkrankungen werde bereits versucht, Stammzellen gezielt auszuschalten, berichtet Lichterfeld. Im Prinzip könnte dies auch bei HIV-Infektionen möglich sein. Noch gibt es derartige Medikamente nicht. Ein Erfolg würde außerdem voraussetzen, dass die TSCM-Zellen die einzigen Reservoire von HIV im Körper sind. © rme/aerzteblatt.de

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