Medizin
Sexuelle Gewalt: Jede vierzehnte Frau betroffen
Donnerstag, 13. Februar 2014
Kapstadt – Weltweit hat jede vierzehnte Frau über 15 Jahren Erfahrungen mit sexueller Gewalt außerhalb der Beziehung gemacht, in Westeuropa sogar jede Neunte. Dies geht aus einer Übersichtsarbeit der Forschergruppe um Naeemah Abrahams am South African Medical Research Council und Koautoren der London School of Hygiene and Tropical Medicine sowie der Weltgesundheitsorganisaton (WHO) hervor. Sie veröffentlichten ihre Studie in The Lancet (http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(13)62243-6).
Berichte über schwere sexuelle Delikte aus Indien und Südafrika erregten weltweite Aufmerksamkeit. 2012 erlangte die Gruppenvergewaltigung einer 23-jährigen indischen Studentin in Delhi traurige Berühmtheit. Im September 2013 berichteten Forscher des South African Medical Research Council und der University of Melbourne in The Lancet über die auffallend hohe Prävalenz der sexuellen Gewalt im asiatischen und pazifischen Raum. Hier hatte von den 10.000 befragten Männern rund ein Viertel eine Vergewaltigung begangen und die Hälfte hatte in Beziehungen Gewalt gegen ihre Partnerin ausgeübt.
Die Forscher werteten die Daten von 77 Studien zur sexuellen Gewalt außerhalb von Beziehungen aus 56 Ländern aus. Die Daten entstanden zwischen 1993 und 2011. Die Arbeitsgruppe fand eine weltweit hohe Verbreitung der sexuellen Gewalt mit besonderer Ballung in Australasien, der Andenregion, sowie Süd- und Zentralafrika (21 Prozent), wo die Prävalenz 15 Prozent überstieg.
Im europäischen Raum war in den osteuropäischen Länder (Litauen, Ukraine, Azerbaijan) mit 6,9 Prozent sexuelle Gewalt am wenigsten verbreitet, während westeuropäische Länder wie Deutschland, Spanien oder Großbritannien mit 11,5 Prozent die höchste Prävalenz aufwiesen. Weltweit betrachtet hatten 7,2 Prozent – also jede vierzehnte Frau – Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht.
Die Forscher mutmaßen, dass das wahre Ausmaß des Problems möglicherweise noch größer ist. Frauen könnten die Verbrechen aus Scham und Angst vor Stigmatisierung in vielen Fällen verschweigen. Auf Grund der schwerwiegenden medizinischen, psychischen und menschenrechtlichen Folgen fordern die Wissenschaftler große nationale Studien, die Prävalenz und Risikofaktoren der sexuellen Gewalt erfassen und einen Ansatzpunkt für Interventionsprogramme bieten. © hil/aerzteblatt.de

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