Medizin
Erneut Stammzellforschung unter Fälschungsverdacht
Dienstag, 18. Februar 2014
Kobe – Die Stammzellforschung gerät erneut ins Zwielicht. Die japanische Forscherin Haruko Obokata, die im letzten Monat die Fachwelt durch eine eher grobe Methode zur Bildung von Stammzellen im Labor beeindruckt hat, soll in ihren Publikationen Bilder manipuliert haben. Hinzu kommt, dass es anderen Teams bisher nicht gelungen ist, ihre Ergebnisse zu reproduzieren.
Während der Entdecker der induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS) und frühe Nobelpreisträger Shinya Yamanaka noch mehrere Gene und viel Geduld benötigte, um einzelne Fibroblasten der Haut dazu zu bringen, sich in Stammzellen zu verwandeln, will die Nachwuchsforscherin Haruko Obokata vom Forschungsinstitut Riken dies gewaltsam mit Säure erzwungen haben und dabei eine hohe Ausbeute erzielt haben.
Die STAP-Zellen („stimulus-triggered acquisition of pluripotence“) sorgten in den letzten Wochen in der Fachwelt für Furore, sie lenkten aber auch die Aufmerksamkeit der blogger von pubpeer.com auf die in Nature publizierten Ergebnisse.
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Dort tauchten schon in der Woche nach der Publikation erste Zweifel auf. Die anonymen Blogger hatten die Studie unter die Lupe genommen und Ähnlichkeiten in zwei Fotos entdeckt. Teile der Abbildung 1 b scheinen in gedrehter Form in Abbildung 2g wieder verwendet worden zu sein. Das japanische Forschungsinstitut Riken nimmt die Vorwürfe ernst. Es leitete Presseberichten zufolge letzten Freitag eine Untersuchung ein, die noch nicht abgeschlossen ist.
Für eine Vorverurteilung gibt es deshalb keinen Grund, doch Nature, das als Peer-Review-Journal im Fall einer Fälschung ebenfalls beschädigt werden könnte, hat prominente Forscher gefragt, ob sie die Ergebnisse von Obokata reproduzieren konnten. Keinem der zehn Forscher, die den Fragebogen beantworteten, ist dies bisher gelungen.
Stammzellen im Labor gewaltsam erzeugt
Kobe – Einer Forscherin aus Japan ist die Bildung von induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen) auf überraschend einfache Weise gelungen. Statt die Zellen mühsam mit Genen oder Nährstofflösungen zu überreden, sich in Stammzellen zu verwandeln, setzte Haruko Obokata vom Forschungsinstitut Riken rohe Gewalt ein.
Einige verteidigten die Forscherin zwar, indem sie meinten, dass Experimente mit Stammzellen schwierig in der Durchführung sind. Aus medizinischer Sicht stellt sich allerdings die Frage, welchen Nutzen die Ergebnisse haben, wenn sie nicht im großen Maßstab durchgeführt werden können, der für eine medizinische Anwendung notwendig ist.
Die Stammzellforschung wird von der Öffentlichkeit mit Misstrauen begleitet, seit der südkoreanische Veterinärmediziner und Wissenschaftler Hwang Woo-Suk 2004 behauptete, menschliche Embryonen geklont zu haben, was sich 2005/6 als Fälschung herausstellte – nachdem zuvor andere Forscher vergeblich versucht hatten die Ergebnisse von Hwang zu reproduzieren. © rme/aerzteblatt.de

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