Medizin
Was bei Legasthenie hilft – und was nicht
Mittwoch, 5. März 2014
München – Welche therapeutischen Ansätze bei Legasthenie helfen und welche nicht, haben Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität München in einer Metaanalyse untersucht. Die Arbeitsgruppe um Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie hat dafür Studien ausgewertet, welche die Wirksamkeit mittels eines randomisiert-kontrollierten Studiendesigns untersucht haben. Über ihr Ergebnis berichten sie in der Fachzeitschrift Plos One (DOI: 10.1371/journal.pone.0089900).
Legasthenie ist eine der häufigsten Lernstörungen, an der nicht nur Kinder und Jugendliche, sondern auch Erwachsene leiden. Oft wird die Legasthenie erst spät erkannt. „Bis zu 40 Prozent der Kinder mit einer Legasthenie haben psychische Probleme, oft als Folgen der Diskriminierung“, erläutert Schulte-Körne. Die Kinder würden mit Aussagen konfrontiert wie „Du bist zu faul!“ oder „Du musst dich halt mehr anstrengen!“.
Zudem seien die Kinder und ihre Familien meist auf sich allein gestellt, da sich niemand für die außerschulische Förderung zuständig fühle. „Eine frühe Förderung und Therapie, die die individuellen Voraussetzungen eines Kindes berücksichtige, ist daher dringend notwendig“, so Schulte-Körne. Bei einer ausgeprägten Legasthenie reiche die schulische Förderung nicht aus.
Die Autoren bezogen mehr als 20 verschiedene methodische Ansätze in ihre Studie ein, Kinder mit einer Legasthenie zu fördern. „Doch nur sehr wenige Methoden helfen den Kindern“, sagt Katharina Galuschka, die die Metaanalyse durchgeführt hat. Vor allem sehr basale Prozesse der Laut-Buchstaben-Zuordnung müssten systematisch geübt werden.
Zudem ergab ihre Untersuchung, dass eine längere Förderung wirksamer sei als eine Kurzzeitintervention. Viele populäre Methoden, die an der Veränderung der Augenbewegungen und Verbesserung des Hörens ansetzten, seien nicht wirksam. Eine Behandlung mit leistungssteigernden Medikamenten oder die Nutzung farbiger Brillengläser (Irlen-Linsen) konnten die Leseleistungen ebenfalls nicht steigern. Die Arbeitsgruppe kündigte an, in Kürze eine medizinische Leitlinie zur Legasthenie zu publizieren.
© hil/aerzteblatt.de

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