Ärzteschaft
Chirurgen plädieren für anderes Auswahlverfahren zum Medizinstudium
Dienstag, 25. März 2014
Berlin – Die Chirurgen wünschen eine Änderung des Zulassungsverfahrens zum Medizinstudium in Deutschland. Ein Teil der Zulassungen müsse unabhängig vom bisherigen Numerus-Clausus-Prinzip erfolgen, meinte Matthias Anthuber, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie, heute auf dem 131. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie in Berlin. Konkret schlug der Chirurg vor, einen Teil der Zulassungen auf Basis eines halbjährigen Pflegepraktikums und eines Eignungsgesprächs erfolgen zu lassen.
Anthuber kritisierte, dass das derzeitige System zu einer ungleichen Geschlechterverteilung in der Medizin führe. Ein Großteil der Medizinstudierenden seien Frauen, da Mädchen generell bessere Abiturnoten erzielten als Jungen. Dadurch gingen der Medizin viele Talente verloren. „Das Auswahlverfahren nach dem Abiturdurchschnitt berücksichtigt handwerklich-manuelle Begabungen nicht, auf die es in der Chirurgie auch ankommt“, betonte er. Seine These: Jungen, die „Bastler“ und „Tüftler“ sind, würden ihre Schulzeit nur in Ausnahmefällen mit einem Notendurchschnitt von 1,0 bis 1,2 abschließen. Der Zugang zum Medizinstudium bliebe diesen Talenten verwehrt.
Unterstützung erhielt Anthuber vom Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, Joachim Jähne: „Die Medizin braucht nicht nur brillante Denker und Forscher, sondern auch handwerkliche Talente und Menschen mit ausgeprägten sozialen und kommunikativen Kompetenzen“, sagte er.
Nachdem jahrzehntelang Männer in der Medizin dominierten, droht nach Ansicht der Chirurgen jetzt eine Umkehr der Verhältnisse. „Das kann nicht zielführend sein. Die Zukunft gehört den gemischten Teams“, sagte Anthuber. Momentan käme in seiner Abteilung jedoch nur eine von zwanzig Bewerbungen von einem männlichen Kollegen.
Bei der Zulassung zum Medizinstudium werden derzeit etwa 20 Prozent der Plätze an die Abiturbesten vergeben, etwa weitere 20 Prozent nach Wartezeit und etwa 60 Prozent in Auswahlverfahren der Hochschulen. © ER/aerzteblatt.de

Nicht ärgern, nur wundern
1. eine solche anachronistische Haltung im Deutschen Ärzteblatt unkritisch platziert wird.
2. es bislang einen ganzen Kommentar gibt. Dieser schlägt eine angebrachte Konsequenz vor.
Für Herrn Anthuber bedeutet seine anachronistische Haltung nur, dass er sich ärgern müsste, dass tatsächlich kein ausreichender chirurgischer Nachwuchs zu aquirieren ist. Nur wundern braucht er sich nicht: Der medizinische Nachwuchs ist überwiegend weiblich, überwiegend talentiert, und kann überwiegend richtig lesen.

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