Medizin
Bei welchen Bevölkerungsgruppen Ärzte einen Schlaganfall leichter übersehen
Montag, 7. April 2014
Baltimore – Bei jungen Erwachsenen, Frauen und ethnischen Minderheiten erwarten Ärzte einen Schlaganfall eher nicht. Bei diesen Gruppen ist die Gefahr daher höher, einen solchen zu übersehen. Das berichten David Newman-Toker und seine Forschungsgruppe am Johns Hopkins Hospital im Open-Access Journal Diagnosis (doi: 10.1515/dx-2013-0038 ).
Eine frühzeitige Intervention nimmt in der Schlaganfallbehandlung eine herausragende Rolle ein. Die schnelle korrekte Diagnose und Therapie könnte laut der Arbeitsgruppe rund 80 Prozent aller schlechten Outcomes und Reinfarkte verhindern. Besondere diagnostische Probleme bieten laut den Forschern Schlaganfälle, die keine oder nur eine dezente neurologische Ausfallsymptomatik verursachen und sich eher durch Schwindel oder Kopfschmerzen bemerkbar machen.
Die Wissenschaftler nutzten Daten von rund 187.000 Patienten aus mehr als 1.000 Krankenhäusern in insgesamt neun US-amerikanischen Bundesstaaten zwischen 2008 und 2009. Die Informationen bezogen die Forscher aus Datenbanken des Healthcare Cost and Utilization Project. Sie verglichen die Zahl der Krankenhauseinweisungen wegen eines Schlaganfalls mit vorangegangen Notaufnahmebesuchen in den vergangenen 30 Tagen und den möglichen Falschdiagnosen.
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Sie stellten fest, dass in 12,7 Prozent der Fälle möglicherweise in der Notaufnahme ein Schlaganfall übersehen wurde. Das Diagnosespektrum dieser Patienten war jedoch sehr heterogen. 10,4 Prozent dieser möglicherweise falsch diagnostizierten Patienten stellten sich mit Kopfschmerzen und Schwindel vor, sodass die Arbeitsgruppe hier Fehldiagnosen für wahrscheinlich hält.
Frauen hatten nach dieser Auswertung ein rund 25 Prozent höheres Risiko für eine falsche Diagnose. Besonders betroffen waren auch junge Erwachsene: 18 bis 44-Jährige hatten gegenüber 45 bis 64-Jährigen ein 57 Prozent erhöhtes Risiko für einen fehldiagnostizierten Schlaganfall. Ethnische Minderheiten wurden ebenfalls häufiger nicht richtig diagnostiziert (Afroamerikaner OR= 1,19, Asiaten und Hispanics OR= 1,29-1,30).
Die Arbeitsgruppe meint, dass Ärzte bei den genannten Patientengruppen Schlaganfälle häufiger als potentielle Diagnose bedenken sollten.
© hil/aerzteblatt.de

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