Medizin
Crohn/Colitis ulcerosa: Kein Anstieg der Krebsrate durch TNF-Blocker
Donnerstag, 19. Juni 2014
Kopenhagen – Der Einsatz von Medikamenten, die den Signalstoff Tumornekrosefaktor (TNF) hemmen, hat bislang nicht zu einem Anstieg von Krebserkrankungen bei Patienten mit Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa geführt, wo diese Wirkstoffe häufiger eingesetzt werden. Dies geht aus einer bevölkerungsweiten Kohortenstudie aus Dänemark im Amerikanischen Ärzteblatt (JAMA 2014; doi:10.1001/jama.2014.5613) hervor.
Da die Krebsabwehr zu den Aufgaben des Immunsystems gehört, muss bei allen Immunsuppressiva mit einem Anstieg der Krebsrate gerechnet werden. Für die starken Immunsuppressiva, die nach Transplantationen zur Vorbeugung von Abstoßungsreaktionen eingesetzt werden, ist das Risiko bekannt. Da der Tumornekrosefaktor eine wichtige Aufgabe bei der Krebsabwehr hat, stehen auch die seit 1999 in die Behandlung entzündlicher Darmerkrankungen eingeführten TNF-Blocker im Verdacht, Krebserkrankungen auszulösen.
Um das Risiko abschätzen zu können, hat Nynne Nyboe Andersen vom Statens Serum Institut in Kopenhagen die Daten von 56.146 Patienten, die in Dänemark an Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa erkrankt sind, mit dem Krebsregister des Landes abgeglichen. Die Recherchen ergaben, dass insgesamt 4.553 Patienten mit Infliximab, Adalimumab oder Certolizumab (den in Dänemark zugelassenen TNF-Blockern) behandelt wurden.
Von diesen waren 81 Patienten oder 1,8 Prozent an Krebs erkrankt. Die Inzidenz war niedriger als bei den anderen Patienten, von denen 6,7 Prozent an Krebs erkrankt waren. Auch in einer adjustierten Risiko-Analyse, die Begleitfaktoren berücksichtigte, war kein erhöhtes Krebsrisiko erkennbar. Weder das Alter noch die Dosis der Medikamente noch die Dauer seit der ersten Einnahme lassen ein erhöhtes Risiko erkennen. Die Nachbeobachtungszeit war mit median 3,7 Jahren jedoch noch relativ kurz, so dass laut Andersen derzeit noch keine endgültige Entwarnung gegeben werden kann.
© rme/aerzteblatt.de

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