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Medizin

Achalasie: Genetische Risikofaktoren bestätigen Autoimmungenese

Montag, 7. Juli 2014

Mainz – Die idiopathische Achalasie, bei der eine Öffnungsstörung des unteren Ösophagusphinkter allmählich zu einer gigantischen Vergrößerung der Speiseröhre führt, wird durch Varianten der humanen Leukozytenantigene (HLA) begünstigt. Dies berichtet eine deutsche Arbeitsgruppe in Nature Genetics (2014; doi: 10.1038/ng.3029), die damit die vermutete Autoimmungenese der Erkrankung bestätigt.

Die Achalasie gehört zu den Erkrankungen, die alle Ärzte aus dem Studium kennen, danach aber nur selten sehen. Die Erkrankung ist mit einer Lebenszeitprävalenz von 1 zu 10.000 extrem selten, sie gehört aber zum Lehrkatalog, weil sie Konsequenzen einer gestörten Erschaffung des unteren Ösophagussphinkter (plus einer gestörten Peristaltik) aufzeigt.

Der Inhalt der Speiseröhre gelangt erst dann in den Magen, wenn der hydrostatische Druck der aufgestauten Nahrung den Verschlussdruck des unteren Ösophagusspinkters übersteigt. Dies hat mit der Zeit die Ausbildung einer extrem vergrößerten und funktionslosen Speiseröhre, Mega-Ösophagus, zur Folge.

Pathologisch liegt der Motilitätsbarriere ein Absterben von inhibitorischen Neuronen im Plexus myentericus zugrunde, also ein neurologischer Defekt. Da in der Nähe der Nerven entzündliche Infiltrate gefunden werden und die Achalasie gelegentlich mit Sjögren-Syndrom und systemischem Lupus erythematodes vergesellschaftet ist, wird seit längerem eine Autoimmungenese vermutet.

Das Achalasia Risk Consortium um Ines Gockel von der Universitätsmedizin Mainz hat sich deshalb bei der Suche nach Risikogenen auf das HLA-System konzentriert. Dort stießen sie auf genetische Veränderungen, die die Antigenpräsentation im Immunsystem beeinflussen und deshalb eine Autoimmungenese der Erkrankung plausibel erklären könnte.

Die Ergebnisse wurden durch den Genvergleich von 1.068 an Achalasie erkrankter Patienten aus Deutschland, Belgien, den Niederlanden und Italien und 4.242 gesunder Personen ermöglicht. Am Achalasia Risk Consortium beteiligen sich mittlerweile 12 deutsche und 8 europäische Zentren. Derzeit führt die Forschergruppe an einem noch größeren Kollektiv von Achalasie-Patienten und Kontrollen eine genomweite Assoziationsstudie (GWAS) durch, um weitere Risikogene für die Achalasie zu identifizieren. © rme/aerzteblatt.de

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