Medizin
Leistungssportler haben schlechte Zähne
Donnerstag, 16. Oktober 2014
London – Zahnschmerzen gehörten bei den letzten olympischen Spielen zu den häufigsten Gesundheitsproblemen der Sportler. Eine Gruppe von Sport- und Zahnmedizinern geht in einer Publikation im British Journal of Sports Medicine (2014; doi: 10.1136/bjsports-2014-093804) den Ursachen nach und ermahnt die Spitzensportler zu einer besseren Mundhygiene.
Die Traumatologen des University College London, die im olympischen Dorf in London eine Poliklinik für Sportler betrieben, waren auf alle möglichen Verletzungen vorbereitet. Dass dann aber nach Beschwerden des Bewegungsapparates Zahnschmerzen mit einem Anteil von 30 Prozent der zweithäufigste Grund für Konsultationen waren, überraschte die Mediziner dann doch. Sie führten daraufhin eine Umfrage durch: 18 Prozent der Sportler gaben an, dass Zahnschmerzen einen negativen Einfluss auf ihre Leistung hätten. Gleichzeitig hatten 46,5 Prozent im letzten Jahr keinen Zahnarzt aufgesucht.
Das Problem ist nicht neu. Ian Needleman vom Eastman Dental Institute in London hat insgesamt 39 Studien ausfindig gemacht, die alle einen schlechten Zustand des Gebisses bei Spitzensportlern dokumentieren: Zwischen 15 und 75 Prozent der Athleten leiden unter Karies, bis zu 15 Prozent unter Parodontose. Erosionen des Zahnschmelzes wurden bei 36 bis 85 Prozent der Sportler gefunden, bei 5 bis 39 Prozent diagnostizierten die Zahnärzte eine Pericoronitis, eine Entzündung des Zahnfleisches im Bereich des Weisheitszahnes. Hinzu kommt noch, dass 14 bis 57 Prozent der Athleten sich beim Sport schon einmal einen Zahn beschädigt hatten.
Die Mundhygiene war bei Athleten aus reichen und ärmeren Ländern gleichermaßen schlecht. Nicht wenige fühlten sich in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Einer von 20 Sportlern meinte sogar, dass seine Leistung unter den Zahnschmerzen leide.
Needleman bringt den schlechten Zustand direkt mit dem Leistungssport in Verbindung. Die körperliche Verausgabung führe bei vielen Sportlern zu einem trockenen Mund. Infolge der Dehydrierung fehle ihnen der Speichel, der die Zähne vor Karies und Erosionen schützt. Gleichzeitig decken viele Sportler ihren hohen Energiebedarf durch Kohlehydrate.
Dazu gehören zuckerhaltige und kohlensäurehaltige „Energy Drinks“, die laut Needleman Gift für die Zähne sind. Er wolle die Energy Drinks nicht verteufeln, rate den Sportlern aber, ihren Durst am besten durch Wasser oder hypotone Getränke zu stillen. Zur Mundhygiene von Leistungssportlern sollte immer Zahnpasta und Mundwasser mit einem hohen Fluorgehalt gehören. Die Sportler sollten einmal im Jahr zum Gesundheitscheck zum Zahnarzt, wozu sie die Organisatoren und Sponsoren dringend motivieren sollten - auch im Hinblick auf die Ergebnisse bei den Wettbewerben.
© rme/aerzteblatt.de

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