Medizin
Hygienemängel haben Ausbreitung des MERS-Virus ermöglicht
Dienstag, 21. Oktober 2014
Bonn – Hygienemängel im Krankenhaus haben offenbar die Ausbreitung lebensgefährlicher Lungenentzündungen durch das MERS-Coronavirus in Saudi-Arabien im Frühjahr dieses Jahres ermöglicht. Das berichten Virologen der Universität Bonn und des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung in der Zeitschrift Clinical Infectious Diseases (doi 10.1093/cid/ciu812).
Im März und April dieses Jahres alarmierte ein Ausbruch des „Middle East Respiratory Syndrome“ (MERS) im saudi-arabischen Dschidda Gesundheitsexperten aus aller Welt. Innerhalb von vier Wochen steckten sich etwa 200 Menschen mit dem Virus an – genauso viele wie seit der Entdeckung des Virus im Jahr 2012 zusammen. Das Virus verursacht eine Lungenentzündung, die beim Menschen in jedem dritten Fall tödlich endete. Angesichts des Ausbruchs befürchteten Epidemiologen, ein mutiertes Virus könnte im schlimmsten Fall eine weltweite Epidemie auslösen.
zum Thema
- Abstract der Studie in Clinical Infectious Diseases
- Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn
aerzteblatt.de
- MERS-Coronavirus: Junge, gesunde Kontaktpersonen von Erkrankten können subklinisch infiziert sein
- MERS in Saudi-Arabien häufiger – Dromedar als Überträger bestätigt
Deutsches Ärzteblatt print
Laut den Bonner Virologen ist das MERS-Virus aus Dschidda aber nicht ansteckender als der Stamm, der 2012 isoliert wurde. Auch hat es keine Mechanismen entwickelt, die es ihm erlauben würden, die menschliche Immunabwehr zu unterlaufen. Ursache für die Verbreitung war stattdessen wohl ein Problem mit der Krankenhaus-Hygiene. Die Hälfte der infizierten Patienten wurde im König Fahd Hospital in Dschidda behandelt.
„Wir nehmen an, dass es dort zur massenhaften Übertragung der Krankheit gekommen ist“, sagt Studienleiter Christian Drosten vom Institut für Virologie am Universitätsklinikum Bonn und vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung. So müssen MERS-Erkrankte häufig beatmet werden. Wird der Beatmungsschlauch unsachgemäß entfernt, können infektiöse Aerosole frei werden, die viele Milliarden Viren enthielten.
Der MERS-Ausbruch galt weltweit als das große infektionsmedizinische Problem dieses Frühjahrs. Entgegen anfänglicher Befürchtungen blieb er jedoch auf Dschidda beschränkt und klang schließlich wieder ab. © hil/aerzteblatt.de

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