Ärzteschaft
Gröhe: Offenes Ohr für Medizinstudierende
Dienstag, 4. November 2014
Berlin - Die Bundesregierung wolle gute Rahmenbedingungen sowohl für das Medizinstudium als auch für eine künftige ärztliche Tätigkeit schaffen, versprach Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe (CDU) heute auf dem Infotag der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) „Fit für die Praxis?“ an der Charité – Universitätsmedizin Berlin. „Wir wollen hinhören, wie Sie sich diese vorstellen“, sagte er und verwies auf laufende Gespräche mit der Bundesvereinigung der Medizinstudierenden in Deutschland (bvmd) im Bundesgesundheitsministerium. Ein Runder Tisch befasse sich weiterhin mit den Möglichkeiten einer besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie, erklärte er. Einige Ziele seien bereits erreicht: die Möglichkeit einer Aus- und Weiterbildung in Teilzeit oder der Fall der Residenzpflicht von niedergelassenen Ärztinnen und Ärzten.
Über die Vielzahl von Möglichkeiten, die Arbeit und die Art der Beschäftigung als niedergelassener Arzt zu gestalten, konnten sich die Studierenden im Niederlassungscafé während der gesamten Veranstaltung informieren. Junge niedergelassene Ärzte und Vertreter von Kassenärztliche Vereinigungen erzählten dort über ihre Erfahrungen und gaben Tipps zur Niederlassung sowie zur Anstellung im ambulanten Bereich. „Wir wollen möglichst viele Optionen aufzeigen und Freiheitsgrade schaffen. Dann müssen die jungen Kollegen selbst entscheiden, welchen beruflichen Weg sie gehen“, sagte Andreas Gassen, Vorstandsvorsitzender der KBV. „Wir dürfen jedoch in unseren Bemühungen nicht nachlassen, die Attraktivität des Arztberufes in der ambulanten Versorgung zu stärken.“
Attraktivität des Landarztes noch mehr stärken
„Damit sich die Nachwuchsmediziner jedoch objektiv für eine Facharztweiterbildung entscheiden könnten, brauchen sie mehr Praxisbezug im Medizinstudium“, sagte KBV-Vorstand Regina Feldmann. Die Hausärztin setzt sich besonders für eine Förderung der Allgemeinmedizin ein. „Das Land ist für die Studierenden von heute nicht interessant. Deshalb müssen wir die Attraktivität des Landarztes noch mehr stärken und die Studierenden frühzeitig im Studium mit dem Berufsbild vertraut machen“, sagte sie. Dabei plädierte sie für die Einführung eines Pflichtabschnittes Allgemeinmedizin im praktischen Jahr.
Antonius Ratte von der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland lehnt einen obligatorischen Abschnitt in der Allgemeinmedizin jedoch ab. „Die Allgemeinmedizin im praktischen Jahr sollte freiwillig bleiben“, betonte er. Auch die Pflichtabschnitte in der Chirurgie und in der Inneren Medizin seien nicht mehr zeitgemäß. „Denkbar sind für uns frei wählbare Abschnitte in einem operativen und einem nicht-operativen Fach“, erklärte er. Die Medizinstudierenden seien vielseitig interessiert. Ausschlaggebend für eine Entscheidung für einen Facharzt seien hauptsächlich die Rahmenbedingungen bei der Aus- und Weiterbildung sowie bei der Arbeit.
In der jüngsten Studierenden-Umfrage der KBV hätte etwa die Hälfte der befragten Medizinstudierenden angegeben, generell in der ambulanten Versorgung arbeiten zu wollen, erklärte Feldmann. Die meisten wünschten sich eine berufliche Tätigkeit mit direktem Kontakt zum Patienten und die Möglichkeit, ihr Wissen und Können umfangreich einsetzen zu können. Diese Nachwuchsmediziner gelte es für die Allgemeinmedizin zu begeistern, sagte sie. Dazu bedürfe es jedoch gemeinsamer Anstrengungen von Ärzteschaft und Politik.
Die Weiterbildung in der Allgemeinmedizin wird bundesweit gefördert. Niedergelassene Ärzte können einen Zuschuss von monatlich 3.500 Euro beantragen, um Weiterbildungsassistenten anstellen, weiterbilden und ihnen eine vergleichbare Vergütung wie im Krankenhaus zahlen zu können. Weitere Fördermöglichkeiten würden derzeit diskutiert, berichtete Feldmann. © ER/aerzteblatt.de

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