Politik
Laumann warnt vor Hausärztemangel in Nordrhein-Westfalen
Freitag, 21. November 2014
Düsseldorf – Der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU), sieht die flächendeckende Versorgung durch Hausärzte in Nordrhein-Westfalen gefährdet. Bereits heute sei die Hälfte der landesweit 10.700 Hausärzte älter als 55 Jahre, erklärte er am Freitag in Düsseldorf. An den Hochschulen würden derzeit viel zu wenig Allgemeinmediziner ausgebildet.
In den kommenden zehn Jahren müssten in NRW etwa 2.500 bis 3.000 Hausärzte altersbedingt ersetzt werden, erklärte Laumann. Bereits heute drohe in 92 der 398 NRW-Kommunen eine hausärztlichen Unterversorgung. In weiteren 48 Städten und Gemeinden könnte die hausärztliche Versorgung gefährdet sein. Während größere Kommunen oft mit Allgemeinmedizinern überversorgt seien, herrsche auf dem Land ein erheblicher Mangel. Trotzdem böten einige Hochschulen diesen Studienzweig gar nicht mehr an.
Der Patientenbeauftragte forderte NRW-Hochschulministerin Svenja Schulze (SPD) auf, den Numerus Claus speziell zu lockern. So sei neben den Abiturnoten positiv zu berücksichtigen, wenn Studienbewerber zuvor als Rettungssanitäter und Pflegeassistenten aktiv gewesen seien.
Weiter kritisierte Laumann die bundesweit unterschiedliche Bezahlung der Hausärzte durch die Krankenkassen. In Bremen zahlten die Kassen für einen Versicherten im Schnitt 510,25 Euro, im Rheinland nur 458,71 Euro und in Westfalen 428,71 Euro. Damit rangiere NRW bei der Ärztehonorierung am unteren Ende der Tabelle.
Der Pflegebeauftragte wandte sich gegen Darstellungen, dass Ärzte eine Niederlassung auf dem Land scheuten. Andere Akademiker wie Apotheker, Architekten und Rechtsanwälte ließen sich in diesen Regionen in ausreichender Zahl nieder. Es müsse überprüft werden, ob die Selbstverwaltung der Ärzte noch funktioniere oder am Ende der Staat eingreifen müsse. Denkbar sei, dass auf dem Land auch Kommunen Arztpraxen einrichten. © dpa/aerzteblatt.de

Divergenzen zur Konvergenz gefällig?

Statt hausärztliche Honorarkonvergenz "Geteiltes Deutschland"?
Doch was der Patientenbeauftragte der Bundesregierung, Karl-Josef Laumann (CDU) in die Diskussion einbringt, nötigt mir hohen Respekt ab. Die Tatsache, dass hier endlich mal kein Ärztefunktionär, sondern ein Mensch aus Fleisch und Blut feststellt, dass es absurd aufgespreizte, schikanös-unterschiedliche Bezahlungen der H a u s ä r z t e durch die GKV-Krankenkassen in Deutschland gibt. In Bremen zahlten die Kassen für einen Versicherten im Schnitt 510,25 Euro, im Rheinland nur 458,71 Euro und in Westfalen 428,71 Euro. NRW rangiert damit bei der Haus-Ärztehonorierung am unteren Ende der Tabelle - ganz so, als gäbe es noch ein weiterhin "Geteiltes Deutschland", nur nicht mehr in Ost und West.
Auf die notwendige Konvergenz bei der hausärztlichen GKV-Vergütung hatten vorher schon die Ministerin für Gesundheit, Emanzipation, Pflege und Alter des Landes Nordrhein-Westfalen, Barbara Steffens, bzw. mein KVWL-Vorsitzender Dr. med. Wolfgang-Axel Dryden, Facharzt für Allgemeinmedizin, hingewiesen. Sogar eine Petition wurde beim Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages zu diesem Thema eingereicht.
Wenn sich daran nichts ändert, wird es wegen des demografischen Faktors mit Steigerung der Multimorbidität bzw. Überalterung von Patienten u n d GKV-Vertragsärzten bzw. der fehlenden Motivation zur Hausarzt-Niederlassung bei den jungen Kolleginnen und Kollegen in NRW zu Versorgungsnotständen kommen.
Allein im Dortmunder Zentrum in meiner unmittelbaren Praxis-Nachbarschaft musste ein erkrankter Kollege wegen schwindender Kräfte seine familienorientierte, hausärztliche Praxis aufgeben. Seine Lebensgefährtin gab ihre Allgemeinpraxis auch auf. Ein weiterer, befreundeter Kollege ist letzten Monat verstorben. Zwei bereits vor Jahren aufgegebene hausärztlich-internistische Praxen wurden trotz steigender Patientenzahlen schon damals nicht mehr neu besetzt.
Die drei erstgenannten Praxen haben bis heute keine Nachfolge, so dass sich diese zusätzlichen Hausarzt-Patienten auf die umliegenden Vertragsarzt-Sitze verteilen. Von den jüngeren Kolleginnen und Kollegen aus den Kliniken will niemand mehr die hausärztliche Kärrnerarbeit machen. Zu groß sind die Erwartungs-, Forderungs- und Anspruchshaltungen der Patienten, die realitätsfernen leeren Versprechungen von GKV-Kassen und KVen/KBV bzw. zu klein sind Vertragsarzt-Pauschalen für eine umfassende 3-Monate-Rundum-Versorgung bei zunehmender Multimorbidität und ungebremst krankheitsfördernden Lebensstilen. Versorgungsansprüche bei Krankheit, Fortbildung und Renten/Pensionen bzw. die gesamte Personalverwaltung und -Steuerung, die in Klinikbetrieben selbstverständlich zum Gehalt dazu gehören, entfallen ersatzlos in der freiberuflichen Praxistätigkeit.
Mf+kG, Dr. med. Thomas G. Schätzler, FAfAM Dortmund

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